piwik no script img

Ärger auf Kurzstrecke: Streitvideo geht viral

Taxi Uber-Fahrer streitet sich mit Firmenchef Kalanick über die Arbeitsbedingungen

NEW YORK dpa/taz | Travis Kalanick, Chef des Uber-Konzerns, ist nach einem Streit mit einem seiner Fahrer massiv unter Druck geraten. „Ich habe 97.000 Dollar verloren wegen dir. Ich bin pleite wegen dir“, hatte der Fahrer Kalanick angegiftet. Der Uber-Boss reagierte zunächst wenig diplomatisch auf den in einem Video festgehaltenen Zoff: „Schwachsinn! Einige Leute wollen einfach keine Verantwortung übernehmen für ihren Mist. Sie beschuldigen für alles in ihrem Leben jemand anderen.“

Später entschuldigte sich Kalanick in einer E-Mail an die Mitarbeiter. Er sei beschämt, wie wenig respektvoll er den Fahrer behandelt habe. „Es ist klar, dass dieses Video eine Reflexion meiner selbst ist – und die Kritik, die wir erhielten, erinnert mich stark daran, dass ich mich fundamental ändern muss als Führungskraft und wachsen muss“, so Kalanick.

Die Szene – in einem am Dienstag vom Finanzdienst Bloomberg veröffentlichten Video eingefangen – befeuert die aktuellen Diskussionen über die aggressive Unternehmenskultur beim umstrittenen Fahrdienstvermittler Uber weiter. Bei dem Konflikt ging es um den bei Fahrern verbreiteten Vorwurf, Uber trage den Preiskampf mit Rivalen wie Lyft auf dem Rücken der Angestellten aus.

Das bestritt Kalanick zwar, zumindest was den teureren Premium-Service UberBlack angeht, den er auch selbst nutzt. Der Fahrer ließ sich aber nicht besänftigen. Als Kalanick, in Begleitung zweier Damen, endlich den Wagen verließ, rief er dem Fahrer noch wild gestikulierend zu: „Viel Glück, aber ich weiß, dass du nicht weit kommen wirst.“

Später bewertete der Fahrer den Chef dann auch noch mit nur einem Stern in der Uber-App – dem schlechtesten Rating.

Das Video, das laut Bloomberg den „jähzornigen“ Charakter Kalanicks zeigt, folgt auf eine Reihe negativer Schlagzeilen. Eine Exmitarbeiterin behauptete im Februar, Uber habe Belästigungen durch einen Vorgesetzten nicht geahndet, da es sich dabei um einen „High Performer“ handele. Kalanick bezeichnete das als „abscheulich“ und versprach baldige Aufklärung.

Am Montag trat ein Manager wegen Beschwerden über sexuelle Belästigungen an seinem vorherigen Arbeitsplatz bei der Google-Mutter Alphabet zurück.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen