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Rugby oder Softball?

URWAHL Der SPD-Vorsitz gilt als denkbar unattraktiv in Bayern – nun wollen ihn bereits fünf Genossen

Lächelnd, trotz der Konkurrenz: Natascha Kohnen Foto: Sven Hoppe/dpa

MÜNCHEN taz | Es bewahrheitet sich mal wieder: Bayern ist nicht der Bund. Diesmal ist es der bayerische SPD-Chef Florian Pronold, der erfahren muss, dass sein Plan, die Thronfolge so zu gestalten wie im Bund, nicht aufgeht: abtreten, Nachfolger benennen, eine euphorisierte Partei zurücklassen. Pronold wollte den Gabriel machen – und war doch nur Pronold.

Anfang Februar hatte Pronold, seit acht Jahren im Amt, seinen Rückzug angekündigt. Und eine Wunschnachfolgerin benannt: Natascha Kohnen, 49-jährige Landtagsabgeordnete und bisherige Generalsekretärin. Nun aber gibt es erstmals eine Mitgliederbefragung unter den knapp 59.000 Mitgliedern der Bayern-SPD. Und mindestens vier Gegenkandidaten zu Kohnen.

Florian von Brunn, Konkurrent eins, hat sich einen Namen als Umwelt- und Verbraucherschutzpolitiker gemacht. Er plädiert für einen „echten personellen Neuanfang“ und will die Parteibasis stärker in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Der CSU gegenüber will er – anders als Kohnen – eine härtere Gangart. „Wir müssen viel stärker offensiv spielen“, sagt von Brunn. „Die Devise heißt: Rugby statt Softball!“

Neuanfang und Basisnähe freilich kündigen auch die übrigen Bewerber an. Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen schickt ihren Chef Klaus Barthel ins Rennen, der Ortsverein Altstadt-Lehel in München den Sprecher der Münchner Tafel, Gregor Tschung. Und zuletzt trat auch Markus Käser, Sprecher der SPD-Basisinitiative „Zeit für die Mutigen“, an.

Der scheidende Bundestagsabgeordnete Barthel wirft seine Erfahrung in die Waagschale. „Wer heute mit sozialer Gerechtigkeit Wahlen gewinnen will, muss von seiner Biografie, Persönlichkeit und Sachkompetenz her glaubwürdig sein.“ Die SPD müsse unter Beweis stellen, dass sie auch in wirtschaftlich starken Bundesländern mehrheitsfähig sei. Ein hohes Ziel. Eine knappe Mehrheit der Stimmen bekam die SPD ein einziges Mal bei einer Landtagswahl in Bayern. Das war 1950.

„Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut.“ Das Karl-Valentin-Zitat schmückt die Wand neben ihm, als Gregor Tschung seine Kandidatur bekannt gibt. Tschung traut sich. Er sitzt beim Spöckmeier, in einer alten Münchner Gaststätte, und erklärt einem Dutzend Journalisten, warum er „als kölscher Koreaner und zusätzlich noch Katholik“ sich bewirbt: Er sei felsenfest davon überzeugt, dass man vieles besser machen könne. Denn: „Wählbar sind wir im Moment nicht.“ Tschung war einmal Pressesprecher der Bayern-SPD, 2012 wurde er gefeuert.

„Wählbar sind wir im Moment nicht“

Kandidat Gregor Tschung

Am konsequentesten basisdemokratisch gibt sich Markus Käser. Der 41-Jährige ist Stadtrat und Kreisvorsitzender in Pfaffenhofen. Er gilt als Kandidat der Bewegung „Zeit für die Mutigen“. Die hatten schon vor zwei Jahren Walter Adam, einen völlig unbekannten 71-Jährigen, gegen Pronold in die Wahl geschickt. Adam bekam aus dem Stand mehr als 30 Prozent der Stimmen. „Wer in Bayern künftig die SPD wählt“, so Käser, „der soll sicher sein, dass seine Stimme nicht am Ende als Steigbügelhalter bei Seehofer, Herrmann oder Söder landet“.

Das genaue Prozedere für die Wahl des neuen Parteichefs steht noch nicht fest. Auch nicht, wie viele Bewerber beim Parteitag im Mai kandidieren dürfen, wenn bei der Mitgliederbefragung niemand die absolute Mehrheit erlangt. Auszuschließen ist ebenso wenig, dass es weitere Bewerber gibt. Die Bewerbungsfrist läuft bis Dienstag, 23.59 Uhr. Dominik Baur

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