: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Die Anfänge seiner Karriere als Filmregisseur liegen für den Israeli Ari Folman bei den politischen Dokumentarfilmen. Doch als ich ihn vor einigen Jahren einmal zu einem Interview traf, sagte er, dass er nicht mehr sonderlich an die Trennlinie zwischen Dokumentationen und Spielfilmen glaube: „Wo fängt das eine an, wo hört das andere auf? Mittlerweile finde ich in Spielfilmen oftmals mehr Wahrhaftigkeit als in Dokumentationen, die vorgeben, die Wahrheit zu zeigen.“ Bereits für sein Werk „Waltz with Bashir“ (2008) über die Auswirkungen des Libanonkriegs 1982 fand der Regisseur eine überaus interessante Form, die sehr persönliche Dokumentation als Animationsfilm: Folman selbst hatte als junger Soldat an diesem Krieg teilgenommen, in dem die mit Israel verbündeten libanesisch-christlichen Falangisten nach einem Attentat auf den Präsidenten Gemayel in zwei von israelischen Truppen abgeriegelten palästinensischen Flüchtlingslagern furchtbare Massaker anrichteten. Folman machte sich für seinen Film auf eine vier Jahre währende Spurensuche, sprach mit Freunden, ehemaligen Kameraden und Zeitzeugen. Die im Film gezeigten Gespräche sind authentisch, doch indem Folman sein Puzzlespiel auf eine subjektive Ebene mit Albträumen und surreal anmutenden Erinnerungsfetzen verlagert, mit einer überhöhenden Comic-Ästhetik in grellen Farben, gelingt ihm letztlich ein global verständlicher Antikriegsfilm: irritierend und verstörend (OmU, 9. 2.–15. 2., 18 Uhr, Brotfabrik-Kino).
Weil die Berlinale unter dem Motto „… Goes Kiez“ mit ausgewählten Filmen verschiedener Sektionen auch eine Reihe traditioneller Programmkinos bespielt, kann man jetzt im Bundesplatz-Kino die digital restaurierte Version von George A. Romeros Zombiefilmklassiker „Night of the Living Dead“ (1968) bestaunen. Der war seinerzeit ein Markstein des Horrorfilms und passt als düstere Allegorie auf gesellschaftspolitische Verhältnisse, die von einem Vertrauensverlust in traditionelle amerikanische Werte handelt, auch gut in die heutige Zeit (OF, 11. 2., 23.45 Uhr, Bundesplatz-Kino).
Ganz ein Film seiner Zeit ist hingegen der DDR-Agententhriller „For Eyes Only“ (1963) von János Veiczi, in dem sich ein grundsolider ostdeutscher Spion beim amerikanischen Geheimdienst in Westdeutschland einschleicht: Die angeblichen Aufmarschpläne der Amerikaner für einen Krieg gegen die DDR, die er dort entdeckt, dienten der politischen Führung in Ostberlin als Rechtfertigung für den Mauerbau und erscheinen heute als plumpe Propaganda (15. 2., 20.15 Uhr, Kino Krokodil).
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen