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Ein Hauch von edlem Retroschick

Wiedereröffnung Viele Sparten bespielen das Haus der Kulturen der Welt. Eine denkmalgerechte Sanierung und eine Funktionsverbesserung unter einen Hut zu bringen war nicht einfach. Ein Rundgang

Besonders schön in der Dämmerung: das Haus der Kulturen der Welt Foto: Sebastian Bolesch/HKW

von Andreas Hartmann

Der Boden, man achte auf den neuen Boden im weitläufigen Garderobenfoyer des eben wiedereröffneten Hauses der Kulturen der Welt. Der ist nun grau, was in den Augen von HKW-Pressesprecherin Anne Maier ein Fortschritt gegenüber dem alten Teppichboden darstellt, dessen Farbgebung die HKW-Mitarbeiterin mit „stumpfes Beige“ angemessen bezeichnet findet. Alles wirke nun so viel heller, weicher in dem unter Denkmalschutz stehenden Fünfziger-Jahre-Bau, entworfen von dem amerikanischen Architekten Hugh Stubbins.

Fünf Monate war das HKW aufgrund der aktuellen Renovierungsmaßnahmen – die letzten Eingriffe dieser Größenordnung fanden vor zehn Jahren statt – geschlossen. In dieser Zeit realisierte das Haus Projekte an alternativen Spielstätten, etwa im Ethnologischen Museum Dahlem, im Silent Green in Wedding oder auch an den Kammerspielen in München. Zehn Millionen Euro Sonderförderung wurden für die weitere Teilinstandsetzung der berühmten Berliner Architekturikone vom Bund bewilligt, eine Menge Geld, könnte man meinen.

Edelholz, typisch für die fünfziger Jahre

Und doch, so sagt Detlef Diederichsen, verantwortlich für das Musikprogramm im Haus, konnte damit gerade das Dringendste saniert werden: die Außenhaut des Daches, die Originalbestuhlung der fünfziger Jahre, die für die fünfziger Jahre so typischen Einrichtungen aus Edelholz, das Beleuchtungssystem im gesamten Haus und, ganz wichtig, die Akustik im Auditorium. Und eine weitere wesentliche und sichtbare Veränderung: Im unteren Foyer wurde aus der Studiogalerie eine veritable zweite Ausstellungshalle mit höherer Decke und größerer Grundfläche.

Um das HKW so richtig top zu sanieren, wie viel Geld müsste man dafür denn in die Hand nehmen? Diederichsen sagt: „Wenn ich träumen dürfte: 100 Millionen Euro. Ich komme ja aus Hamburg, gemessen an dem, was die Elbphilharmonie dort gekostet hat, ist das so viel Geld auch wieder nicht.“

Das HKW zu modernisieren, es gar zu verändern, scheint keine einfache Sache zu sein. Wer die weit verbreitete Meinung vertritt, das Haus unter dem geflügelten Dach wirke so kalt, so steril, irgendwie aus der Zeit gefallen, dem sei gesagt: Die Möglichkeiten, dies zu ändern, sind arg beschränkt. Der Denkmalschutz gebietet es, dass, so Diederichsen, „kein einziges Loch in die Wand gebohrt werden darf“. Der graue Boden, über den Pressesprecherin Anne Maier so glücklich ist, durfte übrigens auch nur deswegen verlegt werden, weil er dem Original aus dem Jahr 1957 näher kommt.

Der markanten Bar im Fünfziger-Jahre-Retrolook darf dementsprechend auch nicht einfach ein zeitgemäßerer Anstrich verpasst, sondern sie muss erhalten und restauriert werden wie ein altes Gemälde. Aber einen neuen Namen hat man ihr immerhin gegeben, dagegen konnte der Denkmalschutz nichts einwenden. Sie heißt jetzt Hirschfeld-Bar, benannt nach Magnus Hirschfeld, der ganz in der Nähe des HKW 1919 sein berühmtes Institut für Sexualwissenschaft gegründet hatte, das mit der Machtergreifung der Nazis aufgelöst wurde.

Der Denkmalschutz gebietet es, dass kein einzige Loch gebohrt werden darf

Der Buchladen im HKW, eine weitere Veränderung, steht nicht mehr im unteren Foyer. Geht aber in Ordnung, da es sich hier um einen Rückbau handelt. Den kleinen Raum, in dem man Bücher und CDs erwerben konnte, die thematisch auf das Programm des Hauses abgestimmt waren, gab es 1957 schließlich noch gar nicht. Bücher und Musik werde es aber auch weiterhin im Haus zu kaufen geben, sagt Diederichsen, jedoch werde es dafür einen mobilen Bookshop geben, der nach der Berlinale aufgebaut wird.

Getüftelt an der ­Verbesserung des Sounds

Das meiste Geld zur Sanierung ist in das Auditorium des Hauses geflossen. Auch hier freilich lassen sich zumindest optisch kaum Veränderungen wahr­nehmen. An der Sicherheitstechnik wurde gearbeitet, die Paneele, die Holzvertäfelungen an den Wänden, wurden in umständlichen Verfahren gereinigt. An der Energieeffizienz des Hauses hatte man bereits während der ersten Teilinstandsetzung 2006 gearbeitet – obwohl daran vor 60 Jahren bestimmt noch niemand dachte. Man habe, so HKW-Technikchef Mathias Helfer, „bis 2006 mit dem Haus den ganzen ­Tiergarten mitgeheizt“. Das sei jetzt zumindest nicht mehr so.

Und: Das HKW verfügt nun über eine vergrößerbare Bühne – weil man herausgefunden hat, dass es eine solche bereits im ursprünglichen, als Kongresszentrum gedachten Gebäude gegeben hatte – und vor allem über einen besseren Sound. „Es gab viele berechtigte Beschwerden über den Klang im Saal“, erklärt Diederichsen, überall im Raum habe es sich etwas anders angehört. Deswegen habe man sich zwar keinen japanischen Akustikexperten geholt wie die Elbphilharmonie, aber man habe viel mit der Dämmung des Raums gearbeitet, um die Akustik zu verbessern, und eine komplett neue Audioanlage eingearbeitet. Ein wenig Elbphilharmonie-Feeling soll es damit nun auch im Haus der Kulturen der Welt am Tiergarten geben.

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