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Die Yuppies sind zurück

Nostalgie Die Yuppies waren mal das Feindbild überhaupt und sind heute etwas aus der Mode gekommen. Dagegen will das Hamburger Programmkino B-Movie etwas tun und widmet den bösen Karrieristen gleich eine ganze Filmreihe

Als Feindbild sind sie aus der Mode gekommen. Aber in den 80ern und 90ern waren die Karrieristen, die sich in Banken und Unternehmen breitmachten und einen luxuriösen Lebensstil entwickelten, ein für viele abstoßendes Phänomen. Es gibt heute noch Yuppies, doch sie sind beinahe ein Anachronismus. Denn die Verhältnisse sind so kompliziert geworden, dass sie als Projektionsfläche kaum noch taugen. Da wirkt es schon nostalgisch, wenn in der Einleitung der Filmreihe „Yuppie Scum“ im Hamburger B-Movie mit Sätzen wie „Das wohl einzige Lebewesen, das so viel Kraft aufwendet, nur um die Welt ein wenig schlechter zu machen“ gegen sie gewettert wird.

Es gibt zwar kaum Pro-Yuppie-Filme, aber zumindest eine der Komödien von Whit Stillman, wie etwa „Barcelona“, in der der Lebensstil der Yuppies nicht ungebrochen, aber doch mit Sympathie und viel Insiderwissen gefeiert wird, hätten die Programmmacher ruhig als Gegengewicht in das Programm aufnehmen können. Stattdessen setzen sie darauf, dass die Filme der Reihe das Weltbild der Zuschauer bestätigen.

Die Verfilmung des Romans „39.90“ von Frédéric Beigbeder etwa, mit der die Reihe heute Abend um 20 Uhr beginnt, ist eine boshafte Abrechnung mit der Werbebranche, deren Oberflächlichkeit mit diesem im Grunde selbst ziemlich oberflächlichen Film angeprangert wird. Anschließend ist um 22 Uhr auch gleich der beste Film des Programms zu sehen: In der deutschen Dokumentation „Master of the Universe“ von Marc Bauder redet ein Banker einmal Klartext. Der Filmemacher hat ihn in einem verlassenen Frankfurter Bankgebäude vor seine Kamera gestellt und lässt ihn präzise sein Metier beschreiben: Wie die Sozialisation der höheren Bankangestellten funktioniert, wie sie in einer luxuriösen Parallelwelt existieren und kaum eine Vorstellung vom Leben außerhalb dieser Blase haben und wie das Finanzsystem immer mehr zu einem geschlossenen System mit immer mehr Macht wird.

„Cosmopolis“ von David Cronenberg nach dem Roman von Don Delillo, „Shame“ von Steve McQueen, „Die Regeln des Spiels“ von Roger Avary und „Zeit der Kannibalen“ von Johannes Naber sind durchweg sehenswerte Soziogramme der Yuppie-Kaste, denen es nicht an analytischer Schärfe, aber an Humor fehlt.

Um das auszugleichen, musste wohl unbedingt auch „Hudsucker – Der große Sprung“ von den Coen-Brüdern aus dem Jahr 1994 ins Programm. Obwohl er in den späten 1950er-Jahren spielt und sein von Tim Robbins verkörperter Held ein eifriger Naivling, also im Grunde ein Anti-Yuppie, ist.

Nicht fehlen darf in der Reihe der Erz-Yuppie der US-amerikanischen Populärkultur, der 2008 von Christian Bale in der Adaption von „American Psycho“ gespielt wird. Dieser Thriller über einen Investmentbanker, der zum Serienkiller wird, läuft am 18. Februar um Mitternacht. HIP

„Die, Yuppie Scum“: bis 28.2., B-Movie, Brigittenstraße 5, Hamburg. Alle Filme: b-movie.de

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