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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es weihnachtet sehr, und wer jetzt noch kein Geschenk hat, der findet wohl auch keines mehr. Immer wieder schön und üppig: das Angebot an Weihnachtsstücken auf den Spielplänen – das Weihnachtsstück gilt ja auch im 21. Jahrhundert als beliebte theatrale Einstiegsdroge für eine nächste Zuschauergeneration. Ob poetische Show, wie der starbesetzte „Kleine Prinz“ nach Antoine de Saint-Exupéry im Admirals­palast, wo Größen des Fachs wie Bruno Ganz, Armin Rohde und Michael Mendl zu bestaunen sind (Infos unter: www.mehr.de/spielstaetten/admiralspalast-berlin/programm-und-tickets/der-kleine-prinz).

Oder als ganz klassisches Weihnachtsmärchen, wie Friedrich Wolfs berühmte Geschichte von der „Weihnachtsgans Auguste“ von 1946, die Katrin Hentschel für das Theater an der Parkaue (das gegenwärtig im Prater spielt) in unsere Zeit gebracht hat. Da verdreht ein ursprünglich als Weihnachtsgans zum Verzehr gedachtes Federvieh dem Haushalt des Opernsängers Löwenhaupt derart den Kopf, dass fürs Weihnachtsmenü kurzfristig umdisponiert werden muss. Und das bereits gerupfte Tier mit Pullover fortan zur Familie gehört. („Die Weihnachtsgans Auguste“, 22., 23., 25., 26. 12. Die jeweiligen Zeiten bitte der Homepage www.parkaue.de entnehmen.)

In der gerupften Volksbühne hat der Schauspieler Mex Schlüpfer die Geschichte von der Gans ein wenig gegen den Strich gebürstet und präsentiert am 22. 12. um 20 Uhr im Sternenfoyer nun die Geschichte der „Weihnachsgans Robuste“ als letztes Weihnachtsmärchen der Castorf-Ära (Eintritt frei). Am 24. 12. finden in der Volksbühne sentimentalophobe Weihnachtsflüchtlinge dann ein letzten Mal Schutz bei Wladimir Kaminers „Weihnachten auf Russisch“ (ab 20 Uhr im Großen Haus). Um 23 Uhr geht’s im Roten Salon mit der Russendisko weiter.

Wem dagegen der Sinn nach einem festunabhängigen wie spannenden Programm auf der Höhe der Konfliktlagen unserer Zeit steht, dem sei die phänomenale begehbare Installation von Rimini Protokoll „Situation Rooms“ von 2013 ans Herz gelegt, die gerade wieder im HAU 2 gastiert und Einblicke in das komplexe System des internationalen Waffenhandels gibt, seine wirtschaftspolitischen Verstrickungen und Bedingungen sowie die Verheerungen, die sie anrichten, wenn sie den Endverbraucher erreichen („Situation Rooms“, 22., 23. u. 27. 12.–4. 1., jeweils 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr).

Und zwischendurch, da senkt sich der Vorhang über dieses schwierige Jahr 2016. Für 2017 uns allen viel Glück und weniger Theater auf dieser Welt. Auf den Bühnen dafür umso mehr.

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