: Eine kleine Nachtmusik
AFTER-DEMO-PARTY Bei Volxküche und Live- musik erholen sich die streikenden Studierenden
Vor dem besetzten Hörsaal 1A der Freien Universität (FU) herrscht entspannte Stimmung. Fünf Studierende stehen um einen Stahltopf, darin brodelt unter einem improvisierten Deckel aus zwei Mensatabletts ein Süppchen aus Rosenkohl, Äpfel und Bananen. „Wir versuchen, so ’ne Art Linsensuppe zu machen“, erklärt ein Student rührend. Die Studis erholen sich von einem harten Tag: Am Morgen dieses Dienstags haben sie zusammen mit rund 15.000 Menschen für eine bessere Bildungspolitik demonstriert, teilweise in strömenden Regen; auch jetzt nieselt es noch.
Die Anwesenden sind zuversichtlich. Gerade kommen Neuigkeiten. „Leute, allein heute wurden 16 neue Unis besetzt“, ruft Milka Berndt den anderen zu. Die 22-jährige Ägyptologie-Studentin erntet Applaus und „Woo“-Rufe. „Diese ganze Solidarität ist so schön“, freut sie sich.
An diesem Abend gibt es „Volxküche“ für die streikenden Studierenden, die Zutaten stammen aus einer Biobäckerei und einem Supermarkt in der Nähe. Sie sind gespendet, die Produkte hätten sonst wegen des abgelaufenen Verfallsdatums weggeschmissen werden müssen. Insgesamt 40 Studierende – viele von ihnen wohnen schon seit sechs Tagen in dem Hörsaal – warten auf die Suppe.
Aufwärmen mit Pop
Und nicht nur die Suppe wartet auf sie als Belohnung: Auch die Berliner Popsängerin Kitty Solaris solidarisiert sich mit den Studierenden. Sie gibt an diesem Abend zusammen mit ihrem Schlagzeuger, der Schelle und Rasseln spielt, ein Konzert im Hörsaal. Die beiden Musiker wirken dort etwas verloren, schließlich passen in den Saal rund 500 Leute. Jetzt drängen sie sich in den ersten Reihen, einige mit roten Bäckchen vom Streiktag, andere mit Bier in der Hand. „Wir brauchen jetzt alle eine kleine Erholung“, sagt Milka. „Nach der Demo war ich richtig durchgefroren. Ich bin erst mal nach Hause gefahren, um warme Sachen anzuziehen und meinen Schlafsack zu holen.“
Das schlechte Wetter während der Demo sei auch der Grund für das Zuhausebleiben vieler Studierenden. Trotzdem ist Milka zuversichtlich: „Wir haben noch Kraft! Ich kann noch eine Weile hierbleiben. Von mir aus bis Weihnachten.“ LISA GEIGER