: KUNST
KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um
Oper, Theater und Kino – die Entfaltungsräume der Diven. Dominique Gonzalez-Foerster nimmt sie ein. Nicht die Räume, nein, die Persönlichkeiten. Sie lässt Maria Callas auferstehen, Sarah Bernardt und Marylin Monroe. In ihren „Apparitions“ tritt DGF als Lola Montez oder Fitzcarraldo in Erscheinung, als Bob Dylan oder Edgar Allen Poe. Seit 2012 wurden 19 Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts gezählt, doch wann und wie diese Auftritte passieren, ist nur mythenhaft dokumentiert. In der Galerie Esther Schipper sind Callas, Bernardt und Monroe als Teil der Serie „QM.15“ präsent und doch abwesend. Im dunklen, lichtleeren Raum erscheint die Callas als holografische Illusion, als Erscheinung einer Erscheinung. Nicht der Performance, sondern der Séance fühlt DGF sich folglich in ihren Verkörperungen verbunden. Film- und Kulturgeschichte in all ihrer Projektionskraft (noch bis 17. 12., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Schöneberger Ufer 65).
Doch wer wagt es, als Dominique Gonzalez-Foerster in Erscheinung zu treten? Mit „Costumes & Wishes for the 21st Century“ haben DGS, das Berliner Modegeschäft BLESS und Manuel Raeder im Schinkelpavillon Spuren der Dreifach-Erscheinung „QM.15“, sowie der fragmentarischen Oper „M.2062“, der Poe, Fitzcarraldo und Montez angehören, verteilt. Im rosafarbenen Schein der Bar in der Schinkelklause liegen Kostümhälften bereit, die sich unter einem magischen Oktagonspiegel in mindestens acht Persönlichkeiten spalten lassen (bis 22. 1., Do.–So. 12–18 Uhr, Oberwallstr. 1).
Von magischer Erscheinung auch die Sammlung klangkünstlerischer Arbeiten in der Ausstellung „gelbe MUSIK. Works, notes, and photographs from the archive of Ursula Block“ bei Mathew. Von 1981 bis 2014 wirkte Blocks Ladengalerie als formative Schnittstelle zwischen bildender Kunst und Musik. Eine Signierstunde mit Laurie Anderson ist dokumentiert, eine „Chöre & Soli“-Edition von Die Tödliche Doris. Doch im Zentrum stehen künstlerische Objekte und Notationen, die Blocks Gäste und Kollaborateure ihr bzw. ihrer Institution über die Jahre widmeten. So der minimalistisch gezeichnete „Aus-Schlag“ eines Glockenturms von Christina Kubisch. Oder Terry Fox „Cone of Silence“, ein resonanzloser Kegel der Stille aus Keramik. Auch der Materie Schallplatte wurde Zeitweise der Sound entzogen, Milan Knížák verbrannte sie, nur um die Überreste zu vergolden: „Broken Musik“ nannte er diese Broken Record 1989. „Broken Music“ heißt seit 2014 auch Blocks weiter bestehendes Archiv, ein Name, der angemessen dekonstruktiv bis melancholisch nachklingt (bis 30. 12., Schaperstr. 12).
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