DIE WOCHENVORSCHAU VON Susanne Memarnia
: Nicht alle haben’s ja so dolle mit der Besinnlichkeit

Knapp zwei Wochen vor Weihnachten ist politisch normalerweise nicht mehr viel los. Tatsächlich häufen sich schon seit Tagen die Meldungen über PolitikerInnen, die „für den guten Zweck“ Drehorgel spielen, Obdachloseneinrichtungen besuchen oder armen Kindern Märchen vorlesen. Doch trotz medialer Inszenierungen und der Dauerberieselung im Dienste von Geschenkeindustrie, Süßwarenbranche und Systemerhalt gibt es weiterhin Bedarf an Aufklärung über die Zusammenhänge von Migration und Faschismus. Und der kann bedient werden – schließlich leben wir nicht umsonst in der „links versifften“ Multikulti-Hauptstadt.

Wer also weniger an Besinnlichkeit denn an Strategien gegen die Petrys, Gaulands und Trumps dieser Welt interessiert ist, kann sich am Montagabend Rat holen in der Landeszentrale für politische Bildung. Dort diskutiert die neue Intergrationssenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei) mit Lala Süsskind, der Vorsitzenden des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, über „Die Instrumentalisierung des Flüchtlingsdiskurses in rechtspopulistischen Bewegungen“ (18.30 Uhr, Amerika Haus, Hardenbergstr. 22–24).

Berliner WissenschaftlerInnen wollen in dieser Woche gleich zweimal den Beweis antreten, dass Fakten in diesen angeblich „postfaktischen“ Zeiten weiterhin eine Rolle spielen. Zum einen präsentiert die Humboldt-Universität am Dienstag „aktuelle Forschungsergebnisse“ zur Beschulung von neu zugewanderten Kindern in Berliner Grundschulen (17 Uhr, Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Str. 1). Zum anderen haben Studierende und WissenschaftlerInnen der Freien Universität in einem Forschungsprojekt zusammen mit geflüchteten Frauen deren Lebenssituation erforscht. Das Buch dazu, erschienen in der Reihe „Berliner Beiträge zur Ethnologie“ mit dem Titel „Living in Refugee Camps in Berlin: Women’s Perpectives and Experiences“ wird am Freitag vorgestellt (18.00 Uhr, Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32).

Und sogar der Verfassungsschutz ist nicht nur mit dem Schreddern von Akten beschäftigt oder damit, seine V-Männer vor der Justiz zu schützen. Manchmal machen die Geheimdienstler sogar was Sinnvolles: Am Mittwoch etwa berichten der neue Innensenator Andreas Geisel (SPD) und der Leiter des Amtes zum Thema „Muslime im Fokus von Rechtsextremisten“ (17 Uhr, Rotes Rathaus, Rathausstr. 15).

Also bitte: kein Grund zum Verzweifeln!