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Mehr Fischfang, mehr Verschwendung

Fangquoten EU und Norwegen einigen sich auf Fischfangmengen für die Nordsee. Der Druck auf die Bestände wird dadurch weiter erhöht

Mehr Seelachs, mehr Kabeljau und unvermindert viele Schollen dürfen gefangen werden – das sieht die Einigung der EU mit Norwegen über die Fischfangquoten 2017 in der Nordsee vor. Zufrieden mit dem Ergebnis zeigt sich der deutsche Fischerei-Verband mit Sitz in Hamburg. „Es gab zum Teil deutliche Erhöhungen der Quoten“, freut sich Verbandssprecher Claus Ubl. „Keine Verbesserungen“ sieht Karoline Schacht, Fischereiexpertin der Hamburger Umweltstiftung WWF.

Die jetzt im norwegischen Bergen getroffene Übereinkunft sieht vor, die Fangmengen für den wichtigsten Speisefisch Seelachs um 55 Prozent zu erhöhen. Nach mehrjährigen Quotensenkungen hatte die wissenschaftliche Begleitforschung sogar eine Erhöhung um 90 Prozent für möglich gehalten. Das aber hatte die deutsche Fischerei von sich aus abgelehnt – aus rein ökonomischen Gründen: „90 Prozent mehr kann der Markt so schnell nicht aufnehmen“, begründet Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer der Kutterfisch-Genossenschaft Cuxhaven, die Zurückhaltung.

Eine Erhöhung der Fangquoten bei Kabeljau und Wittling um 17 Prozent und eine gleichbleibend hohe Schollen-Quote sieht der Fischerei-Verband hingegen als „Festigung der Ertragsfähigkeit der Bestände“. Das aber sieht Schacht vom WWF anders: „Niemand sollte annehmen, dass es künftig keine Fischverschwendung in der Nordsee mehr geben wird.“

Denn ab 2017 gilt das Anlandegebot: Fischer dürfen zu kleine Fische nicht mehr ins Wasser zurückwerfen, wo sie meist verletzt sterben. Sie müssen den gesamten Fang an Land bringen und auf die Quoten anrechnen lassen – und deshalb wurden diese erhöht. „Das Anlandegebot führt zu einem wachsenden Fischereidruck“, kritisiert Schacht, statt diesen, wie ursprünglich beabsichtigt, zu mindern. „Bei der Fangpraxis“, sagt Schacht, „bessert sich nichts“. Sven-Michael Veit

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