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Archiv-Artikel

Kompetent und europäisch

Schweden gehört nicht zu den Ländern, die die EU-Kommission zur Abschiebung abgehalfterter PolitikerInnen missbrauchen. Mit Cecilia Malmström schickt Stockholm seine bisherige Europaministerin, eine gleichermaßen kompetente wie über alle Parteigrenzen hinaus angesehene Frau nach Brüssel.

Dass es als Nachfolgerin von Margot Wallström wieder eine Frau sein sollte – Schweden stellte bislang nur weibliches Personal für die Kommission –, war der jetzige Ratspräsident Fredrik Reinfeldt dem alt-neuen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso wohl schuldig. Schon weil unter den KandidatInnen nur vier Frauen sind. Und das Geschlechterungleichgewicht in der neuen Kommission damit noch massiver ausfallen dürfte als in der gegenwärtigen.

Als EU-Parlamentarierin in den Jahren 1999 bis 2006 und als Organisatorin der laufenden EU-Präsidentschaft kennt sich die 41-jährige Liberale in Brüssel und mit Barroso bereits aus und wird keine lange Anlaufzeit brauchen. „Sie ist eine überzeugte Europäerin“, begründete der schwedische Ministerpräsident seine Wahl. Bei ihr stellte er überraschenderweise Kompetenz vor Parteizugehörigkeit und überging seine eigene konservative Partei.

Die promovierte Politologin, verheiratet, Mutter von Zwillingen, spricht neben Englisch, Französisch und Spanisch auch Deutsch und Italienisch. Während ihrer Zeit als EU-Abgeordnete arbeitete sie im Außen- und im Verfassungsausschuss. Welches Ressort ihr in der Kommission in Aussicht gestellt wurde, ist offiziell noch unklar. Zu Malmströms Hobby, dem Sammeln von Pinguinen – „das ist ein tolles Tier mit einem starken Gemeinschaftssinn und bei dem es ziemlich gleichberechtigt zugeht“ (Malmström) –, würde vielleicht das neue Klimaressort gut passen. Doch in Stockholm wird gemunkelt, es könne der andere neu geschaffene Posten sein, der der Menschenrechtskommissarin.

Ihr starkes Europaengagement führt die in Frankreich und Spanien aufgewachsene künftige Kommissarin Malmström auf ein Kindheitserlebnis zurück: „Meine Eltern nahmen mich zu den großen Grabfeldern in der Normandie mit. Das hat mich für immer geprägt.“ Reinhard Wolff

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