: Bananen sollen Hafen retten
Handel Südfrüchte-Import steigt, der Hafen als Ganzes schwächelt weiter
Es keimt wieder Hoffnung im Hamburger Hafen: „Die Banane läuft wieder sehr gut“, verkündete am Mittwoch wohlgemut Axel Mattern, der Geschäftsführer der Hafen-Marketinggesellschaft (HHM). Jahrelang sorgte der schwindende Import von Südfrüchten für Sorgenfalten. Die Medien mögen bitte den Menschen nahelegen, „mehr Bananen zu essen“, lautete 2008 gar die Aufforderung der HHM. Nun ist die Banane wieder, nunja, in aller Munde.
Aufwärts geht es mit dem Hafen dennoch nicht, denn alles andere schwächelt. Lediglich um 0,3 Prozent hat der Umschlag in den ersten neun Monate 2016 gegenüber 2015 zugelegt, wobei sich die Schere zwischen Importen und Exporten weiter öffnet. Während die Einfuhren um 3,8 Prozent auf 60,5 Millionen Tonnen stiegen, sanken die Ausfuhren um 4,2 Prozent auf nur noch 44,4 Millionen Tonnen: Der einstige Exportweltmeister Deutschland schwächelt und damit auch dessen wichtigster Hafen.
Das macht sich vor allem im größten Sektor, dem Containerumschlag, bemerkbar. Nur noch 6,72 Millionen Standardcontainer (TEU) wurden im ersten Dreivierteljahr umgeschlagen, 10.000 Boxen weniger als im Vorjahr. „Wenn wir die Zahlen von 2015 erreichen, werten wir das als Erfolg“, sagt Mattern – verschweigend, dass 2015 mit 8,9 Millionen TEU auf dem Level von 2006 vor Beginn der weltweiten Schifffahrtskrise lag: Seit Jahren also ist Wachstum im Hamburger Hafen ein Fremdwort. „Die Ausweitung der Talsohle“ nennt das FDP-Wirtschaftspolitiker Michael Kruse, ohne allerdings Patentrezepte für den globalen Aufschwung zu präsentieren.
Denn um den geht es. In China, Hamburgs mit Abstand größtem Handelspartner, haben sich die Wachstumsraten halbiert, Russland, die Nummer zwei, steckt in einer tiefen Rezession, große Volkswirtschaften wie Japan, Südkorea oder Brasilien dümpeln ebenfalls in der Wirtschaftsflaute. Lediglich Indien, inzwischen auf Platz acht der Handelspartner aufgestiegen, lässt hoffen: Seit 2006 hat sich der Warenverkehr mit dem Staat verdoppelt.
Sorgenvoll indes geht der Blick in die USA. Sollte der künftige Präsident Trump seine angedrohte „Abschottungspolitik“ der Handelsbarrieren und Einfuhrzölle umsetzen, so Mattern, dann wird es richtig brenzlig. Sven-Michael Veit
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