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Bibbern vor dominanten Frauen

Konzert Human League, britische Synthiepioniere, schwelgen am Samstag im ausverkauften Huxleys in der Vergangenheit

Irgendwo muss der Bruch passiert sein. Der Einbruch. Der Abstieg runter von Qualität in die Belanglosigkeit, irgendwo in den späten achtziger Jahren, man weiß es nicht genau. Man weiß nicht, wie das passiert ist oder woran es lag. Wurden die Schecks zu üppig? Spielte das Leben eher die sanften Melodien? War es das Alter, die fortschreitende Gediegenheit? The Human League, Pioniere des Elektropop, vormals kunstschulverdächtige Tüftler zwischen Maschine, Politik und New Romantic-Gedanken, aus der nordenglischen Arbeiterstadt Sheffield, verschwanden in einer hübsch gediegenen Erwachsenenpopwelt, in radiotauglicher Beliebigkeit, womit sie aber auch nicht die Einzigen waren.

Mittlerweile, Äonen später, schöpfen sie gern noch etwas Ruhm ab und touren mit einer neuen Best-of („Anthology“) durch die Lande. Und ganz besonders in Deutschland können sie sich immer noch auf eine große Anhängergemeinde verlassen, denn Synthiepop, gern der dunkleren Art, ist hier traditionell sehr beliebt. Wie man am Publikum im ausverkauften Huxleys am Sonnabend sehen konnte: Durchweg ältere Herrschaften, rund ums Geburtsjahr 1964, mit Stahlfrisuren und Kurzhaarschnitten und massivem Körperbau und einem derben Humor starrten lustvoll auf die Bühne, schwenkten ihre Smartphones oder tanzten sogar mit. Tätowierte Endvierziger, robust, mit dominant wirkenden Frauen, denen man die Gruftie-Vergangenheit deutlich ansieht. Das Queere, das die Band durchaus auch repräsentiert, fand im Huxleys eher am Rande statt. Vielleicht lag es an Ian Craig Marsh und Martyn Ware, die The Human League 1980 verlassen haben, um Heaven 17 zu gründen.

Die beste Phase

Vielleicht aber auch nicht. Schließlich hatten Human League kurz darauf ihre größte Phase: Das dritte Album, „Dare“ von 1981, befreite sich vom New-Wave-Minimalismus, ohne die tanzbaren Synthie-Anteile aufzugeben, und hatte mit „Don't You Want Me“ einen Proto-House Smashhit, der noch bei kommenden Generationen für das Besondere der Band stehen wird. Den spielte das übrig gebliebene Trio um Philip Oakey und den beiden Sängerinnen Joanne Catherall und Susan Ann Sulley am Ende im Huxleys natürlich auch. Zum Glück. Kurz vor der Zugabe.

Den Zug verpassten Human League nach dem zweiten Superhit „Human“ von 1987, der es in den USA sogar auf Nummer 1 der Charts schaffte. Aber die Zeit für souveräne, ernsthafte Popmusik ging damals unmerklich zu Ende. Spätestens mit dem Aufkommen von Acid-House, wurde die Tanzfläche wichtiger. Versucht haben es Human League auch damit; doch die Resultate waren eher dürftig. 2016 setzen sie ganz auf die Vergangenheit, die auch ihren Sound – den frühen und den mittleren – wieder nach oben brachte. Dazu glänzten die Keyboards im schicken Apple-iPhone-Weiß; Neil Sutton und Josh Cana, die beiden Livemitglieder der Gruppe, wagten sich zuweilen sogar mit ihren Keytars, ihren Umhängekeyboards nach vorn; Rob Barton bearbeitete fleißig die E-Drums. Und Phil Oakey machte vorn den glatzköpfigen Guru in Designer-Umhängen.

„Dieses Stück stammt aus dem Jahr 1978“, sagte er, nachdem „Being Boiled“ gerade verklungen war. Ein stampfend wuchtiges Stück Elektro, sehr düster, sehr New Wave, und mit das beste, das sie im Programm haben (weitere Highlights: „Seconds“ und „Love Action“). Als sie es spielten, war die Show schon fast vorbei – es kam dann noch eins ihrer Dance-Pop-Stücke, die man gleich wieder vergisst. René Hamann

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