: MUSIK
MusikTim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt
Bass beruhigt. Oder reguliert den Puls nach oben. Mit dem traditionellen Fundament in der Musik lässt sich allerhand anstellen – jenseits des stoischen Zupfens von Grundtönen. Wie viel, gibt es am Donnerstag bei einem intergenerationellen Bassistentreffen im exploratorium zu erfahren. Der New Yorker Kontrabass-Free-Jazz-Held William Parker (Jahrgang 1952) trifft auf den deutschen Free-Jazz-Basser Sebastian Gramss (Jahrgang 1966) zwecks gemeinsamen Dialogs, gezupft und gestrichen. Insbesondere Gramss hat mit derlei monoinstrumentellen Begegnungen hinreichend Erfahrung, gründete er doch unter anderem das 50-köpfige Bassorchester Bassmasse (Mehringdamm 55, 20 Uhr, 12/10/6 €).
Wo wir schon beim Fundament und den tiefen Frequenzen sind: Am selben Abend tun sich, ein klein wenig später, die kanadische Drone-Band thisquietarmy und ihr Landsmann, der Filmemacher Philippe Leonard, im WestGermany zusammen, um mit improvisierten Liegetönen und äußerst langsamem Rocken die Zuhörer gleichermaßen zu erden und zu desorientieren (Skalitzer Straße 133, 21 Uhr).
Leicht desorientierend sind auch die Laute, mit denen die britische Komponistin und Sängerin Anna Meredith ihr Publikum konfrontiert. Mischformen aus einst verfeindeten musikalischen Lagern – Hochkultur und Pop etwa – werden dieser Tage ja mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit. Was aber nicht heißt, dass die Sache damit abgefrühstückt und uninteressant geworden wäre. Jedenfalls nicht, wenn dabei so schön zerfrottelte Gebilde wie bei Meredith herauskommen, die von ihr dann am Freitag in der Kantine am Berghain feilgeboten werden (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 15,50 €).
Freitag und Samstag geht es ansonsten ins ausland, wo die Reihe Biegungen unter dem Titel „Bend/Break“ residiert. Reichlich Neues aus der Echtzeitmusik-Klangforschung gibt es dort zu hören, so reichlich, dass an dieser Stelle bloß die Auftritte der Pianistin Antje Vowinckel, des Pianisten Achim Kaufmann und der Vibrafonistin Els Vandeweyer genannt seien (Lychener Straße 60, 20 Uhr).
Diese Woche wird übrigens auch einigermaßen finnisch. Scope Festival heißt die Zusammenschau des Tonschaffens aus dem skandinavischen Land, die von Donnerstag bis Sonntag an wechselnden Orten gastiert. Vom sanften Dream-Pop Jaako Eino Kalevis (Donnerstag, FluxBau, Pfuelstr. 5, 22 Uhr) bis zum wilden Jazz des Gitarristen Markus Pesonen (Sonntag, Ölberg Kirche, Paul-Lincke-Ufer 29, 19 Uhr) reicht das Spektrum. Kuratiert wird die Sache vom Xjazz Festival, über das es nicht nur Erfreuliches zu berichten gibt. Doch da können die Musiker ja nichts für.
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