: Überraschung: Indien erklärt Banknoten für ungültig
Währung Chaos vor Bankschaltern nach radikaler Bargeldreform. Arme Menschen leiden
In der Nacht zum Mittwoch hatte die indische Regierung völlig überraschend alle Geldscheine im Wert von mehr als 100 Rupien (1,36 Euro) für ungültig erklärt. Seit Donnerstag durften die Banken neue Scheine mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen im Wert von 500 und 2.000 Rupien das Stück ausgeben, jedoch nur in sehr begrenztem Umfang. Geldautomaten sollen erst von diesem Freitag an wieder funktionieren und zunächst maximal 2.000 Rupien (27 Euro) pro Tag und Person ausliefern.
Die indische Regierung will mit der radikalen Aktion nach eigener Aussage gegen Schwarzgeld und Korruption vorgehen. Die alten Scheine dürfen nur bis Ende Dezember und in sehr begrenztem Umfang gegen neues Geld eingetauscht werden. Größere Beträge müssen auf ein Bankkonto eingezahlt werden oder verfallen. Die Oppositionspartei BSP kritisierte, dass die Aktion Hunderte Millionen arme Menschen ohne Bankkonto in eine Notsituation bringe. Laut Weltbank macht illegale Schattenwirtschaft knapp ein Fünftel des indischen BIPs aus.
Indien ist eine klassische Bargeldwirtschaft: Fast 70 Prozent der 1,2 Milliarden Einwohner leben unter dem Existenzminimum von weniger als 2 US-Dollar am Tag. Fast die Hälfte aller finanziellen Transaktionen wird mit Bargeld getätigt. Selbst Immobilien werden bar bezahlt, ebenso Aussteuer und Mitgift. Ganze Industriezweige funktionieren nur mit Bargeld. Viele Arme haben weder Konto noch Kreditkarte, und Straßenhändler und kleine Ladenbesitzer nehmen nur Bargeld. Laut Kritikern schadet die Maßnahme den Armen, die auf Bargeld angewiesen sind. Schwarzgeld hingegen werde in der Regel nicht bar im Inland gehalten.
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