THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

In der Türkei werden Journalist*innen, Parla­men­tarier*innen und Küns­t­ler*innen verhaftet und eingeschüchtert. Verlage und Medienhäuser geschlossen, die Demokratie ist im Zustand der Auflösung begriffen. Schon in der vergangenen Woche richtete Shermin Langhoff, Intendantin des Maxim Gorki Theaters, einen Appell an Angela Merkel, sich klarer gegen diese Entwicklung zu positionieren. Nicht nur die Bundeskanzlerin sei angesichts der Lage dringend aufgerufen „zu handeln, damit das faktisch existierende totalitäre Regime in der Türkei nicht gänzlich in eine islamofaschistische Diktatur abdriftet. Alle wirtschaftlichen und politischen Beziehungen von Deutschland und Europa mit der Türkei müssen spätestens jetzt grundsätzlich überprüft werden“. In dieser Woche nun hat ein Zusammenschluss von Kultureinrichtungen, darunter der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Akademie der Künste, die Frankfurter Buchmesse, verschiedene Theater und die Berliner Festspiele einen ähnlichen Appell an die Bundeskanzlerin adressiert. Im Gorki Theater kommt am 11. November außerdem ein Abend heraus, der die aktuelle Lage in der Türkei unter die Lupe nimmt: „Love it or leave it“ ist er überschrieben und wird vom Regisseur Nukran Erpulat und Tunçay Kulaoğlu verantwortet, der aktuell zum Leitungsteam des Ballhaus Naunynstraße gehört. Der Abend nehme den türkischen Alltag unter die Lupe „und versucht Antworten zu finden, weniger auf die Frage, wie die Türkei dem Abgrund entgegen taumelt, sondern warum“. Heißt es in der Vorankündigung (Gorki Theater: Love it or leave it“, Premiere 11. November, 19.30 Uhr).

In unseren unruhigen Zeiten ist auch ein Stoff wieder tagesaktuell geworden, der bereits ein wenig Patina angesetzt hatte, obwohl er zu den meistpublizierten französischen Büchern des 20. Jahrhunderts gehört: Albert Camus’ existenzialistischer Roman „Der Fremde“, zuerst 1942 erschienen. Die Geschichte dieses französischen Mörders, der offenbar ganz grundlos einen Araber ermordet hat, spielt im Algerien der 1930er Jahre und liest sich aus Sicht des Heute plötzlich anders. Bereits mehrere Theater haben Stoff und Fall neu aufgerollt. Jetzt macht sich in der Schaubühne am Lehniner Platz Phi­lipp Preuss an die Arbeit (Schaubühne: „Der Fremde“, Premiere 13. 11., 19.30 Uhr).

Ja, und das Thema zieht sich auch bis in die neue Staffel der berühmten Theatersoap „Gutes Wedding, Schlechtes ­Wedding“ im Prime Time Theater, das am 11. 11. unterm Halbmond in die Vorweihnachtszeit ­startet (Prime Time Theater: „Das Wunder vom Späti“, ab 11. 11., 20.15 Uhr).