: Berlin entdeckt das Bike
NEUE FAHRRADMESSE Technik, Trends und Möglichkeiten: mit oder ohne Motor, einem oder vielen Gängen, GPS oder puristisch
VON HELMUT DACHALE
Mit ihrer Berliner Firma Velokonzept organisiert Ulrike Saade seit Jahren Fahrradmessen, beteiligt sich an Freizeit- und Reiseevents. In Bremen und Karlsruhe, in Frankfurt und München – nur in der Hauptstadt selbst schien es schwierig, das Velo ins Rollen zu bringen. Nun läuft’s auch hier. Am 28. und 29. November findet in der Messe Berlin am Funkturm erstmalig die fahrrad.markt.zukunft statt, parallel zur Boot und Fun. Partner der velophilen Veranstaltung sind der ADFC Berlin und die taz, die sich bekanntlich Mobilität ohne Fahrrad kaum vorstellen kann („Lieblingsfortbewegungsmittel“).
Berlin und Bike – kein ganz störungsfreies Verhältnis. Nur rund 10 Prozent aller Wege werden hier auf dem Fahrradsattel zurückgelegt, gemessen an Bremen, Freiburg oder Münster, wo der Fahrradanteil doppelt bis dreimal so groß ist, ist das lediglich deutsches Mittelmaß. Doch das Radverkehr sei im Aufwind, davon ist Ulrike Saade überzeugt: „Immer mehr Berliner nutzen das Fahrrad, aber auch immer mehr Touristen entdecken Berlins schönste Seiten auf zwei Rädern.“
Da passt es gut, dass sowohl der ADFC als auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an beiden Tagen informieren wollen, wie Radfahren in Berlin funktioniert, wo es noch rumpelt und wie der Radverkehr verbessert werden soll. Und der Europaabgeordnete Michael Cramer stellt – Jubiläum! – den Mauer-Radweg vor.
Im Fokus der Messe werden jedoch die aktuellen Produkte stehen. Vor allem die Stadt- beziehungsweise Großstadträder, deren Artenvielfalt neuerdings als „Urban Mobility“ gekennzeichnet ist. Dazu gehören zuerst einmal die pflegeleichten City-Modelle, ausgestattet mit gediegener Technik, etwa Nabenschaltung und Nabendynamo, aber doch bezahlbar. In höheren Preisregionen bewegen sich hingegen Stadt- und Reiseräder mit Rahmen aus Carbon: schwarz, edel und unverwüstlich.
Und sonst? Falträder, Liegeräder, Dreiräder, Reha-Räder, Hollandräder. De Fietsfabriek – sitzt in Berlin – stellt Lastenräder vor, auf denen man notfalls auch einen Kühlschrank transportieren kann. Und fehlen wird auch nicht das genaue Gegenteil, die derzeit so angesagte Single-Speed-Machine. Ein minimalistisches Fahrrad für Fortgeschrittene. Es kommt zwar ohne Gangschaltung daher, ist aber dennoch für die flotte Gangart konzipiert.
Wie es sich für eine Publikumsmesse gehört, kann auf einem Parcours eine Menge dieser Fahrzeuge getestet werden, darunter auch das gesamte Sortiment der taz-Räder und eine ganze Flotte von E-Bikes. Gerade die Modelle mit assistierendem Motor dürften die Renner auf der Hallenpiste werden, glaubt Wolfram Hartmann, Experte für Fahrräder und Radreisen (siehe Interview). Hartmann wird auf der Messe über „Das richtige Elektrofahrrad“ referieren und zudem eine Info-Show mit Marktneuheiten moderieren (jeweils an beiden Tagen).
Aber nicht nur ums Alltagsradeln und die Förderung des Radverkehrs in Berlin geht es am kommenden Wochenende. Jens Hübner, Künstler und Weltreisender, wird berichten, wie er es mit Fahrrad, Zelt und Zeichenblock durch 42 Länder geschafft hat. Und China By Bike stellt organisierte Radreisen durch die Küstenprovinz Fujian oder entlang des Jangtse vor.