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Dialog? Fehlanzeige!

VERSTÄNDIGUNG Myanmar braucht einen Dialog zwischen seinen Religionen und Kulturen

Von Lun Min Mang

Die von der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) geführte neue Regierung hat sich nationale Aussöhnung und Frieden auf die Fahne geschrieben. Sie hat alle bewaffneten ethnischen Gruppen eingeladen, an der sogenannten Panglong-Konferenz des 21. Jahrhunderts teilzunehmen.

Die erste Runde der Konferenz tagte vom 31. August bis zum 4. September. Es nahmen die Regierung, politische Parteien und eine Handvoll bewaffneter Minderheitenorganisationen teil. Unterhändler trafen sich jüngst sogar mit jenen bewaffneten Minderheiten, die noch letztes Jahr von einem Friedensabkommen ausgeschlossen worden waren.

Die Initiative geht von Friedensnobelpreisträgerin und De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi aus. Ihr Vater, der Nationalheld Aung San, hatte 1947 zur ersten Panglong-Konferenz geladen, auf der u. a. Minderheiten der Kachin, der Shan und der Chin als Delegierte der sogenannten Grenzregionen mit der Mehrheitsethnie der Birmanen über ihr künftiges Verhältnis verhandelten.

Doch bei dem neuen Friedensversuch fehlt jetzt ein Dialog zwischen den Religionen und Kulturen der verschiedenen Völker. 2012 brach die soziale Harmonie zwischen Buddhisten und Muslimen zusammen. Hunderttausende flohen aus ihren Wohnungen und Häusern, Hunderte starben. Der damalige Regierungschef Thein Sein tat nicht genug, um die nationalistischen Bewegungen in den Griff zu bekommen – im Gegenteil: Das Parlament verabschiedete von nationalistischen buddhistischen Mönchen initiierte Gesetze zum Schutz von „Rasse und Religion“.

Die Spannungen gehen unter der neuen Regierung weiter. Sie muss sich schon Vorwürfe anhören, Demokratie und Menschenrechte vergessen zu haben. Die NLD steht in der Verantwortung, die religiösen Spannungen endgültig zu lösen. Sie sollte deshalb einen „interreligiösen Dialog“ initiieren, damit die Menschen die Gelegenheit bekommen, die jeweils andere Religion kennenzulernen.

Frieden und Aussöhnung sollte es nicht nur zwischen der Regierung und den bewaffneten ethnischen Minderheiten geben. Unter vielen ethnischen Gemeinden gären antibirmanische Gefühle. Ein junger Mann, der jüngst im Shan-Staat sagte, er komme aus Yangon (Rangun), bekam zu hören: „Nein, du kommst aus Birma.“

Viele Angehörige von Minderheiten verstehen die übliche Anrede „U“ [ „U“ ist in birmesischer Sprache gleichbedeutend mit „Onkel“ und wird mit „Herr“ gleichgesetzt“; Anm. d. Red.] als Methode der „Birmanisierung“. Bei der Panglong-Verhandlungen lehnten Verhandlungsführer das „U“ denn auch ab. „Warum sollten wir das ‚U‘ in unseren Namen nennen? Es genügt, mich Khu Oo Reh zu nennen“, sagte der Vizechef der Nationalen Fortschrittspartei der Karenni, einer ethnischen Minderheit. Die Wurzel des Problems: Die Mehrheitsbevölkerung der Birmanen kennt kaum kulturelle Normen und Gebräuche der ethnischen Minderheiten. Diese wäre zu überwinden, wenn die Regierung zwischen den Völkern kulturelle Dialoge und Konferenzen fördern würde.

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