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LiebeserklärungDorsche angeln

Angler pilken die Ostsee leer? Das erzählen sie zu gern. Meist fängt man nichts, trotzdem ist es schön mit der Rute auf dem Wasser

Gefangen haben wir kaum was, aber herrlich war es!“ Wie oft hab ich diesen Satz gesagt, wenn wir nach einem Angelausflug an die Ostsee, meist nach Heiligenhafen, von wo aus wir früh mit einem der Angelkutter irgendwo vor Fehmarn auf Dorsche gepilkt hatten, zurückkamen. Okay: Ich bin ein seltenes Exemplar von Angler, ich bin ehrlich.

Umso erstaunlicher war es für mich, dass es bei der jüngsten Neufestlegung der Fangquoten für den Ostseedorsch jetzt heißt, Angler seien am Rückgang der Dorschbestände genauso beteiligt wie die Berufsfischerei. Mein Verdacht: Da ist Anglerlatein im Spiel. Tatsächlich basiert die Aussage auf Berechnungen des Thünen-Instituts, und die gehen auf Befragungen von Anglern zurück.

Hier geht’s nun aber los: Ein Großteil der Dorschangelei an der Ostsee ist Angeltourismus. Die Angler kommen angereist, um ein oder zwei Tage auf dem Wasser zu verbringen. Wenn sie dazu eine Tour auf einem der Kutter buchen, kostet sie das 40 Euro pro Tag, ein privat gemietetes Boot ist sogar teurer. Dazu kommen das teure Angelzeug, Anreise- und Hotelkosten, Restaurant, ein paar Bier und die obligatorische Erbsensuppe an Bord: Für den Zwei-Tages-Trip gern 300 Euro pro Person oder mehr. Wenn ich das zu Hause erklären will, kann ich schlecht zugeben, an zwei Tagen auf dem Wasser gerade mal drei oder vier Fische gefangen zu haben – obwohl das meiner Beobachtung nach an vielen Angeltagen der Bootsdurchschnitt auf dem Kutter ist.

Die Reeder ihrerseits wollen das natürlich auch nicht verbreitet wissen, sonst kommt am Ende keiner mehr. Ergo: Unglaubliche Fänge werden herumerzählt, so als wären die wirklich besten Angeltage, wo man tatsächlich mal mit etlichen Kilo Dorschfilet nach Hause geht, die Regel und nicht die seltene Ausnahme. Klar: Auf solche Tage hoffen alle, die morgens frohgemut an Bord gehen. Aber die Wahrheit ist: Wer auf der Ostsee angelt, genießt das Draußensein, das Meer, den Wind, die Wellen, den Kontakt zum Wasser. Wer Fisch braucht, geht in den Fischladen.

Bernd Pickert

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