Mauschelei und Mafia – türkische Affären

BERLIN taz | Gökdeniz Karadeniz hat eine erstaunliche Karriere hinter sich. Der 29 Jahre alte Offensivspieler, 2008 im Kader der türkischen Nationalmannschaft, war 2005 in einen Wettskandal verwickelt. Sechs Monate sperrte der türkische Verband damals Gökdeniz, der zudem 37.500 Euro Strafe zahlen musste. Er hatte zugegeben, Geld auf Spiele gesetzt zu haben. Anfangs habe er kleine Beträge gesetzt, dann immer mehr, erzählte Gökdeniz.

Über die Verantwortlichen äußerte sich Gökdeniz nicht. Einer von ihnen, Hakan Süleyman, wurde verhaftet. Erstligaspiele, wie Kayserispor gegen Sebatspor und Galatasaray gegen Trabzonspor, sollen damals manipuliert worden sein. Dass Gökdeniz überhaupt Reue gezeigt und etwas zugegeben hatte, schien einigen Leuten nicht gefallen zu haben. Im Jahr 2006 wurde sein Auto in Trabzon von unbekannten Tätern beschossen. Mittlerweile spielt Gökdeniz beim russischen Klub Rubin Kazan.

Über die Hintermänner des damaligen Skandals gab es nur Gerüchte. Sedat Peker, einer der dunkelsten Mafiapaten der Türkei und ein mörderischer Ultranationalist, soll hinter der Angelegenheit gesteckt haben. Immer wieder wurden Verbindungen zwischen der Mafia und dem türkischen Fußball öffentlich. So wurden im Jahre 2005 Telefongespräche abgehört, die der damalige Funktionär des türkischen Fußballverbandes Davut Disli mit Sedat Peker geführt hatte. Im Jahr 2004 wurde öffentlich, dass Besiktas-Manager Sinan Engin Kontakte zu dem Mafiapaten Alaatin Cakici pflegte. Besiktas-Präsident Serdar Bilgili trat daraufhin zurück. Im selben Jahr wurden Telefongespräche des Besiktas-Spielers Sergen Yalcin abgehört, in dem diesem bis ins kleinste Detail erklärt wurde, wie Besiktas das Spiel bei Rizespor mit 0:1 zu verlieren habe, damit Rizespor nicht absteige. Rizespor gewann tatsächlich 1:0 – durch einen umstrittenen Elfmeter.

Regelmäßig gab es Gerüchte über manipulierte Meisterschaften und Abstiege. Vor den Derbys der drei großen Istanbuler Vereine Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce gibt es immer Diskussionen über die Besetzung des Schiedsrichters. Aktuell sollen 29 Spiele der Süperlig unter Manipulationsverdacht stehen. Namen von Nationalspielern, die daran verwickelt sein sollen, waren bis Redaktionsschluss nicht bekannt. TOBIAS SCHÄCHTER