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Spenden für Verdienste, Gebete für Gefallen

Karma „kaufen“ Was im thailändischen Buddhismus schiefläuft

Von Pravit Rojanaphruk

Buddhismus

ist die viertgrößte Reli­gion der Welt. Es gibt etwa 450 Millionen Gläubige, doch schwanken die Zahlenangaben je nach Quelle stark. Etwa die Hälfte der Gläubigen lebt in China.

Buddhisten berufen sich auf die Lehre von Siddhartha Gautama. Er lebte im 5. Jahrhundert vor Christus in Nordindien und soll mit 35 Jahren eine Reihe von Einsichten über die Ursachen allen Leides und die Wege zu ihrer Überwindung gewonnen haben. Zentral sind die „vier edlen Wahrheiten“, der „achtfache Pfad“ und der „mittlere Weg“, nach dem Extreme zu vermeiden seien.

Von Indien aus verbreitete sich der Buddhismus nach Sri Lanka, Zentral-, Südost- und Ostasien. Der Buddhismus hat zwei Hauptrichtungen: Mahayana und Theravada. Letztere prägt Südostasien.

Es braucht Jahrzehnte, wenn nicht gar ein ganzes Leben, um eine Religion zu verstehen – der Buddhismus bildet keine Ausnahme. Der Versuch, kurz zu beschreiben, was schiefläuft mit dem thailändischen Buddhismus, ist also eine große Herausforderung. Hier drei Gründe:

1. Der thailändische Buddhismus leidet unter der Obsession der Gläubigen, sich mit Geldspenden Verdienste zu erwerben. Sie hoffen, so ein gutes Karma zu bekommen. Wenn das mit der Absicht geschieht, Vorteile für sich und die Familie zu erlangen, könnte es als eine weitere Art interpretiert werden, etwas im Leben anzuhäufen. Man könnte es sogar als Bestechung verstehen. Das wäre das Gegenteil von Loslassen – jener Tugend, die der historische Buddha vertreten und gelehrt hat.

Für viele thailändische Buddhisten ist es zudem völlig normal, vor Buddha-Statuen zu beten, um Vorteile zu erlangen. Dabei versprechen sie, sich mit Geldspenden zu bedanken, wenn ihre Wünsche erfüllt werden. Während diese Praxis religiös erscheinen mag, ist es doch eine Form des Handels, ja sogar eine versuchte Bestechung. Spenden für Verdienste, Gebete für Gefallen sind weit von der buddhistischen Lehre des Loslassens entfernt.

Myanmar (Birma)

Präsidialdemokratie mit ­starken Sonderrechten des Militärs (Präsident Htin Kyaw seit 1. 4. 2016).

Informelle Regierungs­chefin Aung San Suu Kyi (seit 1. 4. 2016).

Amtssprache: Birmanisch.

Einwohner: 51,5 Millionen (Birmanen 68 Prozent, Shan 9 Prozent, Karen 7 Prozent, Rakhine 4 Prozent, Chinesen 3 Prozent, Inder 2 Prozent, andere 5 Prozent).

Buddhisten 87,9 Prozent, Muslime 4,3 Prozent, Christen 6,2 Prozent, Hindus 0,5 Prozent.

Bevölkerungsdichte: 76/qkm.

Pro-Kopf-BIP: 832 Dollar.

Armutsrate: 32,7 Prozent.

BIP-Anteil in Prozent: Landwirtschaft 36,1, Industrie 22,3, Dienstleistungen 41,6.

2. Während der historische Buddha den Bau von Buddha-Statuen und Abbildern verbot, vergöttlichten Laien ihn später und machten ihn zu einer Ikone. In Thailand stehen gigantische buddhistische Statuen. Dadurch wird der historische Buddha fälschlicherweise in die Nähe zu einem Gott erhoben, der im Buddhismus gar nicht existiert.

Kambodscha

Konstitutionelle Wahl­monarchie (König Norodom Sihamoni seit 2004).

Regierung: Autoritäre Scheindemokratie (Premier Hun Sen seit 1985).

Amtssprache: Khmer.

Einwohner: 15,3 Millionen (Khmer 90 Prozent, Viet­namesen 5 Prozent, Chinesen 1 Prozent).

Buddhisten 96,9 Prozent, Muslime 1,9 Prozent, Christen 0,4 Prozent, andere 0,8 Prozent.

Bevölkerungsdichte: 77/qkm.

Pro-Kopf-BIP: 931 Dollar.

Armutsrate: 17,7 Prozent.

BIP-Anteil in Prozent: Landwirtschaft 28,6, Industrie 27,9, Dienstleistungen 43,6.

Viele Thais lieben zudem kleine buddhistische Amulette. Viele tragen diese mit sich herum und glauben, dass sie nun besonderen Schutz genießen, wenn sie nur das richtige Mantra rezitieren – etwa Schutz vor Gewehrkugeln oder Sicherheit vor Schaden aller Art. Sie glauben aber auch an die Garantie, reich oder sogar besonders attraktiv für Frauen zu werden!

Thailand

Konstitutionelle Erbmonarchie (König Bhumibol Adulyadej seit 1946).

Regierung: Militärjunta (Regierungschef General Prayut Chan-ocha) seit 2014.

Amtssprache: Thai.

Einwohner: 68 Millionen (davon Thai 95,9 Prozent, Birmesen 2 Prozent, andere 2,2 Prozent).

Buddhisten 94 Prozent; Muslime 5 Prozent; Christen 0,6 Prozent; Hindus 0,1 Prozent.

Bevölkerungsdichte: 133/qkm

Pro-Kopf-BIP: 5.816 Dollar.

Armutsrate: 12,8 Prozent.

BIP-Anteil in Prozent: Landwirtschaft: 10,4; Industrie 37,7; Dienstleistungen (u. a. Tourismus) 51,9 Prozent.

Es existiert in Thailand ein großer buddhistischer Amuletthandel, einige begehrte Amulette könnten sogar so teuer sein wie ein Haus. Die Obsession einiger Thais, das richtige, „wahre“ Amulett besitzen zu müssen, wirft ein Schlaglicht auf die Tatsache, wie weit sie sich von den wahren Lehren Buddhas entfernt haben. Diese lauten: Eigenständigkeit und die Abkehr vom eigenen Ich.

3. Thais sind in der Regel sehr stolz darauf, dass ihr Land als das Land des Buddhismus gesehen wird. Der Buddhismus in Thailand sollte aber analysiert und infrage gestellt werden, um herauszufinden, wie weit sich der Thai-Buddhismus vom ursprünglichen Weg der Lehre des historischen Buddha entfernt hat. Das kann allerdings nicht gelingen, solange sich viele Thais so selbstgefällig und dogmatisch verhalten. Zur buddhistische Lehre sollte gehören, den eigenen Intellekt einzuschalten, um alles zu hinterfragen. Der thailändische Weg der buddhistischen Lehre und Praxis sollte keine Ausnahme sein.

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