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Zäher Kampf gegen den Hunger

ernährung Insgesamt deutet der Welthungerindex 2016 auf eine global verbesserte Ernährungslage. Aber nicht überall. Die Verbesserungen müssten beschleunigt werden

In Afghanistan (Foto) sind 27 Prozent der Bevölkerung unterernährt Foto: Mohammad Ismail/reuters

von Dominic Johnson

BERLIN taz | Die Ernährungssituation auf der Welt verbessert sich – aber ein harter Kern von Dauerkonfliktländern erlebt nicht nur keine Verbesserungen, sondern es sind nicht einmal alle Daten bekannt. Zu diesem Ergebnis kommt der Welthungerindex 2016, den die Deutsche Welthungerhilfe am Dienstag mit dem Rechercheinstitut IFRI und dem Hilfswerk Concern veröffentlichte. In Afrika südlich der Sahara und in Südasien „müssen die Verbesserungen beschleunigt werden“, so die Autoren.

Der Welthungerindex setzt sich zusammen aus Daten zur Kinder- und Müttersterblichkeit, zur Unterernährung, zur Auszehrung und zu Wachstumsverzögerungen aufgrund von Basisdaten der Vereinten Nationen. Ein Wert von über 50 bedeutet eine „gravierende“ Hungerkrise, zwischen 20 und 50 ist die Lage „ernst“ beziehungsweise „sehr ernst“.

Keines der erfassten Länder weist einen Wert von über 50 auf – Schlusslicht ist im Index 2016 die Zentralafrikanische Republik mit einem Wert von 46,1 gefolgt von Tschad mit 44,3. Es sind die beiden einzigen ­Länder mit Werten über 40. Zum Vergleich: im Jahr 1992 wies Äthiopien einen Hungerindex von 70,9 auf. Heute sind es noch 33,4. Den Wert Chinas aus dem Jahr 1992 – 26,4 – verzeichnet heute Uganda, während China heute mit 7,7 besser dasteht als das EU-Mitglied Bulgarien mit 8,3.

Die sichtbarsten Fortschritte seit dem Jahr 2000 gab es in Ruanda, Kambodscha und Myanmar (Birma). Myanmar habe besonders große Fortschritte beim Rückgang von Unterernährung gemacht, Ruanda und Kambodscha bei der Kindersterblichkeit. Sieben „sehr ernste“ Fälle identifiziert der Bericht noch: Neben der Zentralafrikanischen Republik und Tschad sind das Haiti, Jemen, Madagaskar, Sambia und Sierra Leone.

Relativierend merkt der Bericht 2016 wie schon sein Vorgänger 2015 an, dass in einigen der am schwersten leidenden Länder der Index wegen Datenmangels nicht errechnet werden kann – darunter die traditionellen Schlusslichter Somalia, Südsudan, Demokratische Republik Kongo und Burundi, aber auch die neuen Bürgerkriegsländer Syrien und Libyen. Burundi hatte bei seiner letzten Nennung 2014 am Schluss des Index gestanden, gefolgt von Eritrea.

In Angolas Ölboom sterben so viele Kinder wie im Afghanistan der Taliban-Ära

Selbst unter Berücksichtigung all dieser Länder ist Angola Spitzenreiter bei der Kindersterblichkeit: 15,7 Prozent aller Kinder im zweitgrößten Ölförderland Afrikas südlich der Sahara sterben vor ihrem fünften Geburtstag. Das sind etwa so viel wie in der viel ärmeren benachbarten Demokratischen Republik Kongo zu Kriegszeiten oder wie in Afghanistan während der Taliban-Herrschaft.

Die angolanischen Daten zeigen, dass es nicht nur an bewaffneten Konflikten liegt, wenn chronischer Hunger andauert, sondern auch an der Regierungspolitik. Dafür sprechen auch andere kuriose Daten: Im friedlichen Namibia, ein Liebling der deutschen Entwicklungshilfe, ist der Anteil unterernährter Menschen an der Gesamtbevölkerung seit 2008 von 30,5 auf 42,3 Prozent gestiegen, weltweit nur noch von der Zentralafrikanischen Republik, Sambia und Haiti mit einer Rate von 53,4 Prozent übertroffen.

„Selbst signifikante Fortschritte bei der Hungerbekämpfung reichen nicht aus“, schlussfolgert der Bericht, „da gewaltsame Konflikte, schlechte Regierungsführung und klimabedingte Auswirkungen auf die Landwirtschaft den Hunger dennoch fortbestehen lassen.“

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