LeserInnenbriefe
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Elektroantrieb für Flugzeuge

betr.: „Krach und noch mehr Krach“, taz vom 28. 9. 16

Der Flughafenverband ADV nennt Lärmobergrenzen am Frankfurter Flughafen „schlicht rechtswidrig“? Das finde ich erstaunlich: Schlicht rechtswidrig ist nach den völkerrechtlich bindenden Beschlüssen der Pariser Klimakonferenz vom Dezember 2015 vielmehr der fortwährende Einsatz kerosinverbrennender Flugzeuge. Diese sind die klimaschädlichsten Fortbewegungsmittel, die es überhaupt gibt. Ein reformistischer Vorschlag: Ab dem 1. 1. 2030 dürfen auf dem Frankfurter Airport nur noch Flugzeuge starten und landen, die elektrisch angetrieben sind. Der größte Teil der Fluglärmproblematik wäre dann erledigt.

Technisch kein Problem, aber wie kommen wir dahin? Erstens: die Subventionierung von Kerosin endlich beenden. Zweitens: eine mutige CO2-Steuer einführen. Investitionssicherheit hin, Wettbewerbsfähigkeit her – wir haben nun mal keine zweite Erde im Laderaum. Rüdiger Haude,Aachen

Statt Autos Windräder bauen

betr.: „Das wäre eine zweite Mondladung“, taz vom 22. 9. 16

So fantastisch ist die Idee, Meerwasser auf den Eisschild der Antarktis zu pumpen, nicht! Nehmen Sie die 850.000 Windräder und nehmen Sie an, dass jedes etwa dem Ressourcenaufwand (eher weniger) von 100 Pkw entspricht. Wenn Sie dann an die 850.000 zwei Nullen hängen, hätten Sie ein Äquivalent von 85 Millionen Pkw. Das wäre etwas mehr als die Anzahl der Kfz in der Bundesrepublik Deutschland. Also im Weltmaßstab nichts Besonderes, nur dass hier Energie erzeugt und nicht mit CO2-Ausstoß wie bei den Pkws verbraucht wird! Also statt Autos Windräder bauen! Mit der so gewonnenen Pumpenergie wird das Meerwasser auf die Antarktis gepumpt und in Schnee verwandelt.

Es gibt weitere Probleme: In das chaotische System „Wetter“ würden mindestens zwei neue physikalische Komponenten eingebracht: 850.000 Windräder verlangsamen die Starkwinde über dem Eisschild der Antarktis, und die gigantischen, relativ warmen Meerwassermengen bringen Energie (Wärme) in ein sehr kaltes System mit unabsehbaren Folgen für das Gesamtsystem „Wetter“ der Erde.

Das muss unbedingt durch Stoffstrom- und Energiemengenanalysen voruntersucht werden. Es kann ja sein, dass diese Analysen zeigen, dass der Eingriff zu vernachlässigen ist. Über ökologische Aspekte bei der Entnahme wurde schon nachgedacht. Eine Verzögerung des Meeresanstiegs um 1.000 Jahre würde sehr viele Millionen Menschenleben retten und das ist jeder Mühe wert! Chapeau für solche Gedanken! Wolf Hoffmann, Neustadt

Das macht die Kids nur unzufrieden

betr.: „Der längste Schulweg Deutschlands“, taz vom 27./28. 8. 16

Ich komme aus einem Dorf im Hohenlohischen in Baden-Württemberg. Mein Schulweg war auch sehr lang und ich bin irgendwann mit dem Rad gefahren. Gut, es waren nur 25 Kilometer einfache Strecke, aber der Bus brauchte auch eine Stunde.

Inzwischen lebe ich im Großraum Stuttgart in einer Stadt mit S-Bahn-Anschluss. Ich fahre im Durchschnitt 1 Stunde 15 Minuten mit dem ÖPNV zur Arbeit. Falls eine S-Bahn verspätet ist oder ausfällt, werden es schnell mal drei Stunden, die ich für Hin-und Rückfahrt brauche. Bei einem 8-Stunden-Tag bin ich also mit Mittagspause auch über 11 Stunden unterwegs. Das ist der ganz normale Wahnsinn, wenn man sich keine Wohnung in Stuttgart leisten kann. Also finde ich das Getue, wie arm dran die Schüler sind, ganz unnötig und macht die Kids nur unzufrieden. Warum soll etwas schlechtgeredet werden, das sich nicht ändern lässt? Oder wird durch Ihren Artikel etwa eine Schule wieder eröffnet? ELISABETH BAUER-Schestag, Bietigheim-Bissingen

Was interessiert mich eine Fugger?

betr.: „Merkel heißt Angela wie ich“, taz vom 1./2./3. 16

Was interessiert mich eine Fugger in ihrem Schloss? Hat die taz immer noch nicht begriffen, dass es seit 1919 in Deutschland zu Recht keinen Adel mehr gibt? Dieser wurde in der Weimarer Verfassung abgeschafft. Vorherigen Adeligen wurde freigestellt, ihren Adelstitel in den Nachnamen einzufügen, allerdings ohne irgendeine weitere Bedeutung. Es gibt also keine Fürstin Angela Fugger von Glött, sondern nur eine Angela Fürstin Fugger von Glött, die im Telefonbuch dann unter F wie Fürstin steht. Und die Dame war auch nicht vor der ersten Hochzeit schon adelig, weil sie ein „von“ im Namen hatte. Stephan Krall,Kronberg

Ungeliebte Linke-Fraktionschefin

betr.: „Wagenknecht und Petry sind sich einig“, taz vom 4. 10. 16

Ulrike Herrmann ist auf einen ganz einfachen rhetorischen Trick von Frau Petry hereingefallen, mit dem diese ihre Gesprächspartner bei Talkshows schon des Öfteren getäuscht hat: Grundsätzlich der anderen Seite zustimmen, um dann zu behaupten, dass die jeweilige Position AfD-Politik sei.

Was ärgerlich ist: Um die ungeliebte Linke-Fraktionschefin Wagenknecht zu diffamieren, wird es in Kauf genommen, die Position von Petry und der AfD besser erscheinen zu lassen, als die es verdienen. Dabei wird dann schnell übersehen, dass die Aussage von Wagenknecht (Menschen in Not dort zu helfen, wo sich ohnehin befinden) auch von anderen (Merkel oder Gabriel) vertreten wird. Falsch ist auch die Unterstellung, dass Wagenknecht die EU abschaffen möchte.

Es gibt gute Gründe, um sich gegen die EU-Zentralisierung und den Euro zu positionieren, ohne dafür in Nationalismus und Abschottungspolitik zurück­zufallen. RAINER MEYER, Bonn