: Der Heimkehrer der Hamas
Auch wenn Khaled Maschal im Exil lebt, so hat der Chef des Hamas-Politbüros de facto das letzte Wort bei den großen Entscheidungen der palästinensischen Islamisten. Seit dem Tod von Abdel Asis Rantisi, der vor acht Jahren einer gezielten Exekution der israelischen Luftwaffe zum Opfer fiel, gilt Maschal als der Chef der Hamas. An diesem Freitag reiste er in den Gazastreifen. Es ist das erste Mal seit 45 Jahren, dass er palästinensischen Boden betritt.
Zigtausende Menschen nahmen den 56-Jährigen in Empfang, der am Samstag an den Feierlichkeiten teilnehmen will, mit denen die Hamas ihren selbst erklärten Sieg des jüngsten Krieges feiert. In Israel und auch im Westjordanland löste Maschals Besuch hingegen alles andere als Euphorie aus. Regierungschef Benjamin Netanjahu hielt ihn in seiner ersten Amtszeit für einen so gefährlichen Terroristen, dass er 1997 den Mossad beauftragte, ihn zu vergiften. Doch zwei Agenten wurden in flagranti ertappt, und Israel musste ein Gegengift liefern.
Für Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (Fatach) ist Maschal ein rotes Tuch. Denn er gründete die Hamas-Armee, die im Sommer 2007 Abbas’ Sicherheitstruppen mit blutiger Gewalt aus dem Gazastreifen vertrieb, was schließlich zur Teilung der Palästinenser in zwei geografisch und politisch getrennte Einheiten führte. Alle Ansätze zu einer Versöhnung zwischen der Fatah und der Hamas scheiterten. Allerdings sind für die heutigen Feierlichkeiten, mit denen die Hamas auch ihr 25. Gründungsjubiläum feiert, Fatah-Vertreter geladen.
Maschal, der in der Nähe von Ramallah aufwuchs, schloss sich im Alter von 15 Jahren den Muslimbrüdern an. Damals lebte seine Familie in Kuwait. Nach Gründung der Hamas arbeitete er zunächst in Jordanien und später in Syrien. Anfang des Jahres verließ er, nicht zuletzt aus Protest gegen Präsident Baschar al-Assad, sein Exil in Damaskus und zog nach Katar. Die Auflösung des syrischen Politbüros brachte einige Unruhe in die Führungsreihen der Hamas. Maschal soll an Einfluss eingebüßt haben und will offenbar seinen Posten abgeben. Die Chancen einer Annäherung zwischen Israel und der Hamas müssen damit nicht unbedingt besser werden. Ausgerechnet der „Hardliner“ der Hamas signalisierte in den vergangenen Jahren einen Kurswechsel und die Bereitschaft, den militanten Widerstand zumindest temporär aufzugeben. SUSANNE KNAUL