: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Schröder hat Recht: Die Medien mögen ihn nicht mehr. Aber er sollte das nicht persönlich nehmen: Der Mechanismus, Neulinge hochzuschreiben, um sie, oben angekommen, als Kaiser ohne Kleider zu enttarnen, ist kaum heilbar
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Personalspekulationen statt Sachdebatte.
Was wird besser in dieser?
Personaldebatte statt Sachdebatte.
Schröder hat „den Medien“ eine Kampagne gegen die SPD vorgeworfen. Hat er Recht?
Von Kampagnen gegen die SPD scheint Schröder ja einiges zu verstehen. Das Hochschreiben des „Genossen der Bosse“ vor ’98 etwa war im Ergebnis eine Medienmode, die sich verheerend gegen die SPD gewandt hat. Betrachtet man auch, dass Lafontaine sich vor allem durch Indiskretionen aus dem Kabinett in der Bild gemobbt sah, bekommt das Ganze was Zauberlehrlinghaftes.
Welche Medien haben Grund zur Selbstkritik?
Immer alle. Der Mechanismus, Neulinge gegen ein so empfundenes Establishment hochzuschreiben, um sie, oben angekommen, als Kaiser ohne Kleider zu enttarnen, scheint mir eher medienimmanent und kaum heilbar. Dagegen habe ich die Vernormung betriebswirtschaftlicher Meinungen als volkswirtschaftliche Axiome so noch nicht erlebt. Unverfrorene Lobbyparolen werden wie kostbar rare Haltegriffe ins Gebirge des Unbegreiflichen gemeißelt, und wenn wir demnächst wahrnehmen, dass auch der solideste Haltegriff nix taugt, wenn er in eine Wolke gedübelt wurde, legen wir uns halt kollektiv auf die Schnauze. Die Wählerschaft hat diese neuen Heilslehren besser durchschaut als die Medien, so viel ist klar.
Stern und Spiegel haben auf Merkel gesetzt. Ist das eigentliche eine Generationsfrage – die thirty- and fourtysomethings, die noch immer die 68er doof finden, haben Sympathien für die Schwarzen, die etwas Älteren fühlen sich noch im Linksliberalen zu Hause?
Beim ersten Elternabend in der Grundschule meiner Kinder forderten alle Eltern, es müsse jetzt aber mal mehr Hausaufgaben geben, mit Blick auf Lehrstelle und Studienplatz sei nun genug Redehölzchen im Stuhlkreis herumgereicht. Ich war perplex und zu eingeschüchtert, weniger Stress und Druck gegen die Kurzen zu fordern, um meine Kinder nicht dem Verdacht der Weichheit und Faulheit auszusetzen. Später zieh mich die Lehrerin unter vier Augen, ich hätte sie im Stich gelassen mit dieser Horde Eislaufeltern. Ja, 30 Jahre Massenarbeitslosigkeit haben das Land zu seinem Nachteil verändert.
Der Lieblingsfeind der Linken war früher die Bild. Ist sie das immer noch? Oder hat sich Bild entideologisiert?
Ach, ich fürchte, viele MacherInnen bei Spiegel, FAZ, sonst wo finden es einfach furchtbar verrucht sexy, auch so’n bisschen schmutzig-bauchig zu sein. Das ist der Rache der Verkopften.
Springer hat sich bekanntlich Pro 7, Sat1, n 24, Kabel 1 und Neun Live unter den Nagel gerissen – und damit 50 Prozent des Werbekuchens im Fernsehmarkt. Ist das eine bedrohliche Zusammenballung publizistischer Macht? Oder einfach bloß Geschäft?
Erstens: Ja, in den USA etwa sind solche Doppelstrukturen zwischen Print- und elektronischen Medien kartellrechtlich verboten. Zweitens: Auch ja, der Markt ist längst aufgeteilt und zuletzt unter Kohl gingen Biedenkopf und Stoiber daran, ARD oder ZDF zu schlachten, um den Konzernen neuen Raum zu schaffen. Und drittens noch mal: Ja, es sträubt sich mir einiges, mich mit dem Argument zu trösten, dass kleinere europäische Nachbarn nicht mal mehr eigene Monopole haben, sondern fremdbesendet werden.
Otto Schily hat Schröders Pressekritik beherzigt und cicero durchsuchen lassen, wg. Veröffentlichung geheimer Papiere. Klingt wie die legendäre Spiegel- Affäre 1962. Ist, was Schily macht, ein Angriff auf die Pressefreiheit – oder legitimer Schutz des Staates?
Wenn Schilys eigene Behörden nicht mehr ganz dicht sind, und darum geht es wohl in der Sache, soll er da suchen.
Und was macht Borussia Dortmund?
Das Online-Fanzine www.schwatzgelb.de empfiehlt, schnellstmöglich den Schriftzug „Westfalenstadion“ an der Nordtribüne zu fotografieren – bald steht da „Dingsbummsarena“. FRAGEN: SR