: Steine-Freaks unter sich
MINERALIENMESSE Am Wochenende zeigten 400 Aussteller Edelmetalle, Kristalle und Fossilien. Das wollten mehr als 20.000 Besucher sehen. Ein Ortstermin
Carsten Gröhn sitzt auf einem braunen Kasten auf der Mineralienmesse in Hamburg und redet über Bernstein. Irgendwo klopfen Kinder auf Klumpen herum, es glitzert und funkelt, der Kitsch quillt aus allen Ecken. Hier buddeln sie in einer großen Sandkiste, dort schürfen sie Dreck in einer Dreckbrühe und machen sich für vier Euro die Finger schmutzig, weil sie Gold finden möchten.
Gröhn hat ein Standardwerk namens „Alles über Bernstein“ geschrieben, in dem alles über Bernstein steht. Seit 20 Jahren sammelt er die honigfarbenen Steine. Heute erlebe Bernstein eine Renaissance, sagt Gröhn. „Früher habe ich 50 Pfennig für ihn bezahlt, heute zahlt man fünf Euro.“ Das liege an den Chinesen, die auf den Markt drängen. „Die zahlen jeden Preis.“
Ein flotter Gang über die Messe. Steine, bunt und glitzernd, als Ketten, Sammlerstücke, mit Gravur, dazu alle möglichen Fossilien und ein blauer Haüyn-Kristall, der erst im Oktober in einem Vulkan gefunden wurde. Ein Mann fragt jeden Vorbeikommenden auf Englisch: „Suchen Sie nach Haifischzähnen?“ Sagt man „nö“, guckt er empört.
Auch Greenpeace ist mit einem Stand da, auf dem leere Lebensmittelverpackungen von Firmen liegen, die mit Genmanipulation arbeiten. Jugendliche gehen vorbei, jemand brüllt: „Digga, guck ma, da gibt’s Futter!“ Der Mann von Greenpeace lächelt und sagt: „Da ist nix drin.“
Zur Mineralienmesse trägt das Motto Nachhaltigkeit und in einer der Hallen steht passend dazu ein Stand des Vereins „Fair Trade Minerals & Gems“. Hier geht es darum, unter welch prekären Bedingungen die Mineralien, die auch auf der Messe zu kaufen sind, geschürft werden. Gold, Silber und Edelsteine werden sehr nachgefragt, das führt zu einer Ausweitung des weltweiten Bergbaus und einer Verschärfung der ökologischen und sozialen Bedingungen in den Bergbauregionen. Schüler der Gesamtschule Lohbrügge in Hamburg stellen in Zusammenarbeit mit dem Verein ein Projekt vor. „83 Millionen Handys liegen in Deutschland als Müll rum“, sagt der 19-jährige Ozan, „und in jedem sind 0,25 Gramm Gold.“ Er wolle sich deswegen mindestens drei Jahre kein neues Handy kaufen.
Auch Carsten Gröhn, der Bernsteinsammler, hat Pläne. In seiner Sammlung fehle ihm noch ein Bernstein mit einem Gecko. Oder einem Fisch. „Dann lacht mich zwar jeder aus, aber warum nicht?“, sagt er. „Es geht ja um die Frage, wie Wassertiere in Bernstein gelangen.“ Das sei ein „heißes Thema“. Oder nicht? AMA