Sie tanzen nur einen Sommer

Staaten werden gegründet und vergehen wieder: So sieht der Jahreslauf einer Wespe aus.

April:Wenn es wärmer wird, erwacht die Wespenkönigin aus ihrer Winterstarre. Nun gilt es, einen Staat zu gründen! Sie sucht sich eine warme, trockene Stelle, gerne auf Dach-böden oder in Giebeln, und beginnt mit dem Nestbau.

Mai:Mit dem Mund zerkleinert die Königin Holz und mischt es mit Speichel zu einer pappmascheeartigen Masse, aus der sie Waben baut. In die legt sie die ersten Eier, aus denen wenige Tage später die Larven schlüpfen. Sie hat nun alle sechs Hände voll zu tun: sie muss Futter besorgen und die Nesttemperatur regulieren.

Sommer:Die vielen, vielen Töchter der Königin übernehmen den Wabenbau und die Suche nach Nahrung. Diese Arbeiterinnen sind steril, die Königin hingegen wird zu einer reinen Eierproduktionsmaschine. Der Staat wächst rasant.

August:Der Wespenstaat hat seine maximale Größe erreicht. Bei der Gemeinen Wespe können das bis zu 5.000 Tiere sein, bei der Deutschen Wespe sogar 7.000. Nun werden auch männliche Wespen, die Drohnen, geboren. Und fruchtbare Weibchen, die Königinnen des kommenden Jahres.

September:Die erwachsenen Drohnen werden aus dem Nest verbannt. Draußen warten sie auf Jungköniginnen, um sich mit ihnen zu paaren – das letzte, was sie in ihrem Leben tun. Zunehmender Nahrungsmangel sorgt für das Ende der Arbeiterinnen. Die alte Königin stirbt an Altersschwäche.

Spätherbst:Im November sucht sich jede Jungkönigin einen trockenen, möglichst warmen Platz, um zu überwintern. Sie fällt in die Winterstarre. Ihre Eier sind noch nicht befruchtet, das Sperma von der Paarung bunkert sie in einem kleinen Säckchen. Sie braucht es im Frühjahr, um einen neuen Staat zu gründen.