: RWO statt Hawaii
Oberhausens Fußball-Boss Hermann Schulz hört auf
Dass irgendwann der Absturz kommen würde, war Hermann Schulz schon lange klar. „Als kleiner Verein hast du auf Dauer keine Chance. Es ist ein Tod auf Raten“, sagt der Präsident von Rot-Weiß Oberhausen, dessen Verein vor 16 Monaten den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga um nur einen Punkt verpasste und nun ans Tabellenende der Regionalliga rutschte. Die Aussichten, die sportliche Talfahrt zu stoppen, sind begrenzt; zumal Schulz und seine Vorstandskollegen für morgen ihren Rücktritt eingereicht haben. Abends soll die Mitgliederversammlung einen Aufsichtsrat wählen, der dann den neuen Vorstand bestellt. Schulz war neulich nach einem Spiel von frustrierten Anhängern bespuckt worden und konnte das Stadion nur unter Polizeischutz verlassen. „Das muss ich mir nicht antun“, sagt der 65-Jährige, der als Chef der Baufirma „Konvent“ auch Hauptsponsor des Vereins ist.
Schulz versucht bei diesen Worten einen gefassten Eindruck zu vermitteln. Illusionen habe er sich nie hingegeben. Die Beschimpfungen des Publikums, an denen sich auch VIPs auf der Tribüne beteiligten, seien Ausdruck der überhöhten Ansprüche gewesen. „Alle sehen im Fernsehen die Bayern und denken, wir müssten da irgendwann mithalten können. Wird bei uns aber der Mitgliedsbeitrag erhöht, meldet sich schon die Hälfte ab“, sagt der Unternehmer, dessen Leben in den zurückliegenden Jahrzehnten ganz stark von RWO geprägt war. Mehrere Millionen Euro pumpte er über seine Firma und auch aus seinem Privatvermögen in den Klub, dessen Vorsitz er 1991 übernahm.
Die genaue Höhe seiner persönlichen Investitionen sei unbekannt, Insider sprechen von mindestens 10 Millionen Euro „Begonnen hat es 1977 mit einer Bürgschaft über 250.000 Mark, 1985 gab ich für Steuernachzahlungen eine Million. Mehr habe ich nicht nachgehalten“, meint Schulz, dessen Sohn mal anmerkte, dass sein Vater von dem ganzen Geld wohl längst auf Hawaii ein entspanntes Leben führen könnte. „Mir könnte Hawaii gehören, habe ich ihm geantwortet“, sagt der Präsident und gibt Eitelkeit als Motiv an: „Ich habe das gemacht, weil ich einer bin, der es anderen beweisen will.“
Das hat er ansatzweise geschafft. Schulz führte den gestrauchelten Verein von der Verbandsliga in die Zweitklassigkeit. „Wir haben uns da sieben Jahre gehalten und vor allem immer die Lizenz bekommen“, wertet Schulz diese Entwicklung als eigentlichen Erfolg.
Denn im Dunstkreis der Traditionsvereine aus Dortmund, Schalke, Duisburg und Mönchengladbach gewann RWO weder Sponsoren noch Zuschauer. Durchschnittlich 5.000 Fans besuchten in der Zweiten Liga die Heimspiele. Öffentlichkeitswirksame Attraktivität konnte sich so nicht entfalten. ROLAND LEROI