Eltern vor Gericht

Prozess wegen fahrlässiger Tötung der Tochter ab November. Ermittlungen gegen Bezirksamtsmitarbeiter

Mehr als ein Jahr nach dem Tod der kleinen Michelle aus Hamburg müssen sich die Eltern des Mädchens von Anfang November an wegen fahrlässiger Tötung vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Das zweieinhalbjährige Kind war im Juli 2004 in der völlig verdreckten elterlichen Wohnung im Stadtteil Lohbrügge an einem Hirnödem gestorben.

Laut Anklage hatten die 28-jährige Mutter und der 34-jährige Vater keine ärztliche Hilfe für das kranke Kind gesucht, obwohl es durch einen schlechten Allgemeinzustand bereits geschwächt war. Die Staatsanwaltschaft wirft den Eltern zudem vor, nicht nur Michelle, sondern auch deren fünf Geschwister vernachlässigt zu haben.

Die Behörde ermittelt nach Angaben des Oberstaatsanwalts ebenfalls gegen drei Mitarbeiter des zuständigen Bezirksamts Bergedorf. Sie haben möglicherweise von den katastrophalen Zuständen in der Familie gewusst, jedoch nicht rechtzeitig reagiert. Der Prozess gegen Michelles Eltern soll am 7. November beginnen. Bis zum 6. Januar 2006 sind zunächst sechs Verhandlungstage terminiert. DPA