: Schnell zum Dr. med., egal wie
Promotion II Medizinische Doktorarbeiten genießen in wissenschaftlichen Kreisen schon lange einen schlechten Ruf
Der Deutsche Wissenschaftsrat, der Politik in Bund und Ländern berät, prangerte fehlende Qualität als „Pro-forma-Forschung“ mehrfach an und sprach sich für grundlegende Reformen aus: Medizinstudenten sollten beispielsweise schon vor der Doktorarbeit eine verpflichtende wissenschaftliche Arbeit im Studium schreiben. Aktuell promovieren rund 65 Prozent der Medizinstudenten. Zum Vergleich: Von allen Studierenden promoviert bundesweit ein Fünftel.
Die hohe Anzahl der Promotionen in der Medizin hat Auswirkungen auf die Qualität: Daten werden zu oft nicht entsprechend der geltenden Standards erhoben und ausgewertet, Inhalte werden kopiert. Die Plattform Vroniplag identifizierte „Textidentitäten“ in vielen medizinischen Dissertationen, auch in der von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Inzwischen erkennt auch der Medizinische Fakultätentag Probleme an. Der Präsident Heyo Kroemer spricht sich für verbindliche Verfahren zur Qualitätssicherung aus, um den Anteil problematischer Arbeiten deutlich zu verringern. Helfen sollen Promotionsprogramme mit speziellen Kursen und besserer Betreuung. Zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz und dem Wissenschaftsrat werden derzeit Standards erarbeitet. In die Arbeitsgruppe eingebunden ist auch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), in der sich Lokalvertretungen von 38 Fakultäten zusammengeschlossen haben.
Hinnerk Feldwisch-Drentrup
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