Wochenschnack
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Ferien in AfD-Land

RechtsWahlen Müssen ganze Landstriche als Urlaubsregion abgeschrieben werden? Oder sollte die Parole lauten „Kein Land dem rechten Pöbel“?

Patrioten-Schick in Schwarz-Rot-Gold Foto: Stefanie Loos/reuters

„AfD? NEE!“

betr.: „Usedom – will ich da noch hin?“, taz vom 7. 9. 16

so sehr herrn beucker zuzustimmen ist, so sehr sollten wir aber auch die ostseeurlaubsinteressen, unter anderem von frau apin, im auge behalten.

wie wäre es denn mit der erstellung von aufklebern „AfD NEE“, initiiert von der taz im stile von „akw nee“, die dann den usedomer gaststätten- und hoteleigentümerInnen gegen eine geringe schutzgebühr zur verfügung gestellt werden, zwecks anbringung an ihrem geschäftslokal zum beispiel.

EBERHARD B. PLÜMPE, Bremen

Braunes Denken

betr.: „Usedom – will ich da noch hin?“, taz vom 7. 9. 16

Wo sind wir inzwischen eigentlich gestrandet?! Politiker diskutieren über Bademode und engagierte BürgerInnen, inklusive taz geben sich die Kante mit der Frage, ob man auf Usedom noch Urlaub machen soll!? Ich glaube, es hakt.

Hat irgendjemand geglaubt, braunes Denken und Empfinden sei nach dem Krieg mit der Ebbe Richtung Meer verschwunden und schwupps mit 25 Prozent rechter Wählerschaft plötzlich wieder an den Strand geflutet worden?

Auch diese 25 Prozent sind nur die Spitze des Eisbergs. Denn im Falle des Falles zählt nur eine Frage: Wie wir mit Fremden letztendlich umgehen. Und diese Frage hat damals Heinrich Böll gestellt: Würde mich diese Person im Zweifelsfall verstecken?

Alle Wahlstimmenerhebungen zu dieser Frage: Schall und Rauch! Denn wichtig ist auf’m Platz!

HILDEGARD MEIER, Köln

Ist mir zu depri

betr.: „Die Angst vor der Flut“, taz vom 8. 9. 16

Das mit der „Protestwahl“, das ist doch nur noch eine Ausrede, oder? Rechts wählen und das nachher als „Protest“ gegen die „da oben“ verkaufen. Glaub ich nicht mehr, das glaubt doch nur noch der Horst.

In den 90er Jahren habe ich mehrmals Urlaub auf Usedom gemacht. Wirklich schöne Insel, viel Geschichte obendrein.

Die Dörfer dort schienen schneller renoviert zu werden als im Rest von MacPom, ja als im Rest des Ostens. Und schon bald hatte jedes Dorf, das auf sich hielt, eine eigene Seebrücke. Nazis gab’s damals schon gelegentlich auf offener Straße. Offen, aber nicht oft. Nicht schön, aber damit konnte man umgehen.

Was mir die Insel verleidet hat, war aber das Gejammere vieler Einheimischer. Im Wortlaut fast identisch mit den Aussagen in Ihrem Artikel. „Wenn’s was Gutes gibt, dann sind wir die Letzten, die es bekommen“, war da so ein prägender Satz. Trotz renovierter Dörfer und Seebrücken für alle.

Ich nenne das strukturelle Unzufriedenheit. Und natürlich durfte der Satz „Politiker sollen Volkes Wille umsetzen“ nicht fehlen. Die Wahl war eine schöne Gelegenheit, die Abscheu (nicht zu verwechseln mit begründbarem Protest) gegen die „Politiker“ mal rauszuhauen.

Und dann auch noch mit guter Ausrede rechts wählen können – Superpaket!

Ich fahr da schon lange nicht mehr hin. Ist mir zu depri.

VOLKER GOLLER, Aachen

Konsequent

betr.: „Kein Urlaub mehr auf Usedom“ von Eberhard Seidel, taz.de vom 7. 9. 16

Das ist ein persönlicher Einblick in eine persönliche Entscheidung. Ich finde die Argumentation schlüssig und die Begründung der Stornierung begrüßenswert.

So hat der Autor für sich und sein Umfeld entschieden. Das heißt nicht, dass andere Menschen das zwingend auch tun müssen. Ich find’s konsequent. WU, taz.de

„Undeutsche“

betr.: „Kein Urlaub mehr auf Usedom“ von Eberhard Seidel, taz.de vom 7. 9. 16

Eigentlich sollte man es genau andersherum machen. Ganze Busflotten mit „Undeutschen“ dahinkarren, und ihnen die Kurtaxe erlassen, Hotelrabatt in Aussicht stellen. Kein Land diesem rechten Pöbel.

Aber klar, ich kann den Autor verstehen. ANAMOLIE, taz.de

Angestarrt

betr.: „Ferien in rechten Idyllen?“, taz.de vom 6. 9. 16

Wenn Sie häufiger an die deutsche Ostseeküste fahren, werden Sie sicherlich schon festgestellt haben, dass dort kaum Menschen mit dunklerer Hautfarbe oder sogenanntem „südländischen“ Aussehen anzutreffen sind.

Für diese stellt sich die Frage längst nicht mehr, ob sie dort Freizeit oder Urlaub verbringen sollen. Wer von ihnen das schon versucht hat, hat vom Angestarrt-, Angepöbelt-, Beleidigt- und Gemiedenwerden eh genug.

Ich habe deshalb schon vor Jahren die Besuche dorthin mit meinen Freunden, Bekannten und der Familie aus südlichen Ländern aufgegeben. Das war ihnen nicht zumutbar.

ANDREAS BAUMGART, taz.de

So geht Urlaub

betr.: „Ferien in rechten Idyllen?“, taz.de vom 6. 9.16

Ein Hotel in den besagten Gemeinden, das offensiv-plakativ mit antirassistischen Aktionen oder auch nur einem weltoffenen Image wirbt – und entsprechende Gefahren vor Ort auf sich nimmt –, läge ganz weit vorn bei der Wahl meines Urlaubsziels. Selbst wenn ich dafür „fast die ganze Welt“ hintanstellen muss. So könnte ich Urlaub machen ohne wegzuschauen …

BENEVOLENS, taz.de

Geht nach Köln

betr.: „Ferien in rechten Idyllen?“, taz.de vom 6. 9. 16

Also wenn man „so“ „hohe“ moralische Grundsätze überall anlegt, werden die Länder, in die man fahren könnte, aber ganz knapp.

Da wären wegen geschlossener Grenzen oder knallharter Einwanderungspolitik oder Verstoßes gegen die Menschenrechte ein Urlaub in England, Schweden, Polen, Österreich, Türkei, Bulgarien, Kanada, Australien …sowie Frankreich wegen des Lagers in Calais nicht angebracht.

Macht doch Urlaub in Köln. Da ist immer was los.

FEUERFALK, taz.de

Urlaub ohne Angst

betr.: „Ferien in rechten Idyllen?“, taz.de vom 6. 9. 16

Ich würde da niemals Urlaub machen. Mir reicht schon aus, dass es dort irgendwo eine echte Neonaziszene gibt, um das für immer zu streichen. Deswegen war ich seit der Wiedervereinigung nur selten im „Osten“, aber ich habe ständig Angst, wenn ich nach Berlin fahre, dass ich auf die Toilette gehe und danach verprügelt werde oder ich auf diese Szene dort in irgendeiner Weise stoße.

Ich war auch mal in Magdeburg in einem Jugendcamp und wir brauchten Security plus Polizeischutz und sollten nur in Gruppen losziehen. Solche Erfahrungen reichen mir. Im Urlaub soll es schön sein, da will ich mich entspannen, nicht Angst haben.

Von der AfD erwarte ich im Prinzip keine Angriffe, eine dämliche Meinung haben in Norddeutschland auch genug andere Menschen, aber die würden mich nicht gleich verprügeln oder anfeinden. Jedenfalls nicht so. ANDREAS_2020, taz.de