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Der Großkatze brüchiger Schwanz

Klebrig Sie ist klein, nicht allzu schwer und immens wichtig, die Panter-Preis-Skulptur. Doch wie entsteht der Panter im Zeitungsmantel überhaupt?

Ina und die Panter Foto: taz

von Andrea Kaden

Lichtgeflutet ist der Schreibtisch von Ina in ihrer Babelsberger WG. Er steht direkt am Fenster mit Blick ins Grüne, und zeugt von reger Betriebsamkeit: Zwischen Fräsen, Bohrern, Modelliermasse und Schleifpapier sind die zwei kleinen Panter­figuren kaum zu entdecken.

Aus keramischer Gießmasse in einer von den Jahren etwas ramponierten Silikonform gegossen, liegen sie da, noch ganz nackt, ohne ihr Kleid aus taz-Zeitungspapierschnipseln. Einem fehlt sogar der Panterschwanz, glücklicherweise lässt der sich mit einer Steckverbindung und Zweikomponentenkleber wieder sicher befestigen. Die dünnen Schwänze brechen fast immer ab, wenn man die ausgehärtete Keramikfigur aus der Silikonform pellt, meint Ina. Überhaupt war sie enttäuscht, als sie den ersten Panter auspackte, denn der war reichlich deformiert. Deshalb musste sie mit Modelliermasse ausgiebig nacharbeiten und schier endlos schleifen und feilen.

„Das Feilen klingt ein bisschen wie beim Zahnarzt und macht megaviel Dreck, aber auch glücklich, weil man am Ende ein Ergebnis sieht und also ein echtes Erfolgserlebnis hat“, wie sie erklärt. Der feine weiße Keramikstaub, der beim Schleifen entsteht, wirbelt vom Schreibtisch ins ganze Zimmer und gelangt an den Füßen auch in den Rest der kleinen Wohn­gemeinschaft.

Inas Mitbewohnerin sieht das gelassen, ist eher amüsiert als genervt: „Sie fragt mich fast täglich, ob ich nun endlich mal einen der Panter fertig habe. Und manchmal hat sie, glaube ich, ein bisschen Mitleid, etwa als ich letztens ganz spätabends noch in unserem Bade­zimmer saß und Keramikmasse ­anrührte.“

Sobald die Panter die gewünschte Gestalt angenommen haben, werden sie beklebt. Ina hat dafür taz-Artikel ausgeschnitten, die sich mit Engagement und Zivilcourage, mit Mut und Gerechtigkeit, persönlichem Heldentum im Panter-Sinne sozusagen, befassen.

Seit neun Jahren lebt die 29-Jährige in Potsdam-Babelsberg, vor Kurzem gab sie ihre Masterarbeit ab, Thema: Städteplanung und Stadtbau in der DDR am Beispiel ihrer Heimatstadt Hoyerswerda.

Eigentlich könnte sie die nun zurückgewonnen freie Zeit genießen, aber Ina macht schon wieder neue Pläne. Ihr schwebt eine Ausstellung für den neu gegründeten Nachbarschaftsverein im Kiez vor, außerdem fertigt sie die Panterskulpturen. Das Panter-Preis-Projekt kennt Ina gut, hospitierte sie doch im Frühjahr 2015 in der taz.

Ina nimmt sich viel Zeit für die Panter, für sie sind die liebevoll in geduldiger Handarbeit angefertigten Preisskulpturen ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Nominierten. Sie will nicht nur eine perfekte Skulptur kreieren, sondern unseren PreisträgerInnen auch ein liebevolles und persönliches Erinnerungsstück mit auf den Weg geben können.

Bevor die kleinen Panter schließlich auf dem edlen ­Sockel aus glatt poliertem Kirschholz Platz nehmen dürfen, müssen sie noch mit Fixativ gegen ­Alterserscheinungen haltbar gemacht werden. Dann endlich kann die Preisverleihung kommen.

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