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Archiv-Artikel

„Keine Fasern von Jalloh“

DEMO Der Feuertod von Oury Jalloh war kein Selbstmord, sagt Afrique-Europe-Interact

Von SCHN
Olaf Bernau

■ 43, ist Aktivist bei Afrique-Europe-Interact und No-Lager Bremen.

taz: Herr Bernau, Anlass für Ihre Demo ist das Urteil, das heute vom Landgericht Magdeburg gefällt wird, und zwar gegen den Dienstgruppenleiter, der zu spät eingegriffen hat, als Oury Jalloh auf dem Dessauer Polizeirevier verbrannte. Wissen Sie denn bereits, wie das Gericht urteilen wird?

Olaf Bernau: Es wird den Mann wahrscheinlich schuldig sprechen und ihn verurteilen. Aber uns geht es darum, dass sich das Gericht und die Staatsanwaltschaft bis heute nicht auf die entscheidende Frage eingelassen haben, nämlich: Wie ist das Feuer überhaupt entstanden?

Oury Jalloh soll sich mit einem Feuerzeug selbst entzündet haben ...

Diese Theorie gilt immer noch als Ausgangssituation, obwohl alles dagegen spricht. Das Feuerzeug zum Beispiel hätte explodieren müssen, war aber trotz des Brandes noch einigermaßen intakt. Auf ihm befanden sich auch keine Fasern von Jalloh oder seiner Matratze, die hätten aber da sein müssen. Hier muss ganz klar in eine andere Richtung ermittelt werden.

Aber Gegenstand der Verhandlung ist doch die unterlassene Hilfeleistung.

Das Gericht kann nach dem Urteil aber anregen, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts aufnimmt – und wir glauben nicht, dass sie das tun wird: Bisher hat sie sämtliche Beweisanträge abgewiesen, die gegen eine Selbsttötung sprechen – und von denen gibt es viele. Ein aus Spendengeldern finanzierter, unabhängiger Brandgutachter aus London arbeitet momentan daran, den Brandhergang haarklein zu rekonstruieren. Er wird dafür sogar die Zelle, in der Jalloh verbrannt ist, originalgetreu nachbauen und den Brand simulieren.  INTERVIEW: SCHN

17.30 Uhr, Am Ziegenmarkt