: Bankberater Bruce
LITERATUR Tilman Rammstedt stellt seinen Roman „Die Abenteuer meines Bankberaters“ vor
Ein Bankberater, der seine Kunden Bäume umarmen lässt, damit sie die Wirklichkeit spüren, oder sie bis vor die Haustür begleitet, um mit ihnen über das Wesen der Dinge zu philosophieren, dürfte eher ungewöhnlich sein. Darum finden sich solche Figuren meist auch nicht in der Realität, sondern in der Literatur – zum Beispiel im neuen Roman des Schriftstellers Tilman Rammstedt. In „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“ erzählt Rammstedt die Geschichte eines sonderbaren Mannes, der eines Tages inmitten eines Beratungsgesprächs zur Waffe greift, um in aller Ruhe die Bank zu überfallen. Allerdings zeigt sich, dass er als Bankräuber vollkommen überfordert ist – und deshalb müsste ein erfahrener Actionprofi diese Rolle übernehmen. Das zumindest findet der Icherzähler, der (wie der Autor des Romans) Tilman Rammstedt heißt. Um einen geeigneten Ersatz zu finden, beginnt der Icherzähler E-Mails an den Hollywood-Star Bruce Willis zu schreiben. Er erkundigt sich nach dessen Wohlbefinden, zeigt Verständnis dafür, dass der Actionheld bisher nicht geantwortet hat, und versucht Bruce Willis für die Rolle des Bankberaters zu begeistern.
Das ist die Ausgangssituation für einen wunderbar schrägen Roman, den die Literaturkritikerin Elke Heidenreich, als „das allerlustigste Buch des Jahres 2012“ bezeichnet hat. Dass der 1975 in Bielefeld geborene Rammstedt ein Talent für absurde Komik besitzt, hat er bereits mit seinem letzten Roman „Der Kaiser von China“ bewiesen. Darin lässt er seinen jungen Protagonisten im Gartenhaus unter dem Schreibtisch leben und von dort aus Briefe von einer fiktiven Chinareise an seine Familie schreiben, die ein paar Meter weiter im Haupthaus lebt. Für einen Auszug aus „Der Kaiser von China“ erhielt Rammstedt 2008 den Haupt- und Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt.
Neben seinen Auftritten auf den Lesebühnen der Republik tritt Rammstedt mit dem Musik-Ensemble Fön auf, das aus Lyrik, Kurzprosa, Dialogen und Pop, Chanson und Jazz amüsant-verspielte Arrangements bastelt. Ebenso amüsant dürfte es werden, wenn der Autor persönlich aus seinem neusten Werk vorliest, die Geschichte des Bankberaters erzählt und Bruce Willis per E-Mail beschwört: „Sie wollen in diese Bank (…) hören Sie auf, sich dagegen zu wehren (…) Sie wollen keine Rückenschmerzen, kein Sodbrennen, Sie wollen keine Karies, keine Knieprobleme und keine Glutamatunverträglichkeit. Sie wollen eine verdammte Schusswunde.“JENS LALOIRE
■ Do, 13. 12., 19.30 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38