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: Hertha findet zurück in die Spur – in letzter Minute

Nach dem 2:1-Sieg zum Saisonauftakt gegen Freiburg gibt sich Trainer Dardai wieder optimistischer

„Ich bin froh, dass wir happy sind“, sagte Hertha-Coach Pal Dardai nach dem Auftaktsieg zur neuen Saison gegen Freiburg am Sonntagnachmittag. Es war ein charmant unkonven­tio­nell formuliertes Resümee in typischer Dardai-Manier, dessen zentrales Wort „happy“ genügend Raum ließ für all die Interpretationen, die nach der holprigen Saisonvorbereitung in der Luft hingen: dass die Mannschaft wieder selbstbewusster auftritt; dass sie nicht mehr so unter Druck steht; und vor allem: dass Hertha zurück in der Spur ist.

Das hatten sie sich lange ersehnt nach den völlig verkorksten letzten Monaten. Eine schwache Rückrunde mit Niederlagen in Serie, die die Berliner erst die Champions League und dann auch noch das Pokalfinale kosteten, dann als Willkommensgruß zur neuen Saison das Ausscheiden in der Euro-League-Quali und um ein Haar auch im DFB-Pokal – all das klang nicht hoffnungsvoll. Es klang nach der üblichen, ewig scheiternden Hertha.

Pal Dardai handelte: Er tauschte kurz vor dem Auftaktspiel den Kapitän aus. Eine ungewöhnliche Entscheidung, aber eine pragmatische. Außerdem ließ er mit Alexander Esswein vom FC Augsburg einen neuen Stürmer verpflichten – offenbar die richtigen Zeichen zur rechten Zeit.

Gute Druckphase

Nach dem Freiburg-Spiel erwächst die Euphorie allerdings eher aus dem Ergebnis als aus der Partie selbst. Es war kein glanzvoller Sieg, den die Berliner im ersten Saisonspiel zu Hause gegen den Aufsteiger SC Freiburg hinlegten. Abgesehen von einer guten Druckphase in der zweiten Hälfte blieb es ein weitgehend chancenarmer Kick auf niedrigem Niveau.

Immerhin aber: Hertha hat gewonnen. Das 2:1-Last-minute-Tor in der fünften Minute der Nachspielzeit verschafft erst mal Luft. Und deutet an, dass die Herthaner gerade vielleicht zu den Stärken zurückfinden, die sie über weite Strecken der letzten Saison nach oben trugen: Moral, Effizienz und En­gage­ment.

Wie groß die Erleichterung bei Hertha gewesen sein muss, ließ sich an Dardai ablesen, der nach dem Siegtreffer von Julian Schieber bei 34 Grad über den halben Platz sprintete und sich kaum mehr beruhigte. Über den Ausgleich der Freiburger habe er sich zuvor „totgeärgert“, sagte er nach dem Spiel. Seine Mannschaft habe viel Ballbesitz gehabt, dann aber lange Zeit nicht das entscheidende zweite Tor gemacht. Dass die Berliner wenige Sekunden vor Spielende doch noch treffen, gilt Dardai als Beweis dafür, dass es aufwärtsgeht: „Das spricht für unseren Teamgeist und für unsere Fitness. Wir haben hart gearbeitet.“ Die Kondition soll wieder ein Trumpf der Berliner werden.

Mit dem Auftaktsieg gegen Freiburg ist die Gefahr eines Absturzes freilich noch längst nicht gebannt. Dardai würde gern mit mehr Kreativität spielen lassen, doch der eigens dafür verpflichtete Ondrej Duda ist derzeit verletzt. Wann er zurückkommt, weiß niemand.

Auch sonst sind sie bei der ­alten Dame mit Prognosen noch vorsichtig. 45 Punkte sollen es diese Saison werden, sagte Trainer Dardai. Was bedeuten würde, das Ergebnis der letzten Saison ungefähr zu konservieren – mit weniger Schleudergang als zuletzt und mit mehr Konstanz. Alina Schwermer