: Alles beim Alten
Fußball Namhafte Neuzugänge und junge Talente wecken beim Hamburger SV große Erwartungen. Doch schon nach dem ersten Spieltag gibt es von den Rängen Pfiffe für die eigene Mannschaft
Der Fußball schreibt die spannendsten, kuriosesten und manchmal auch die schönsten Geschichten – zumindest glauben das viele, die mit Fußball zu tun haben. Beim Hamburger SV ist das anders. Seine Geschichte ist eine Geschichte in Dauerschleife. Und die geht so: Jedes Jahr nimmt der eigentlich hoch verschuldete Bundesligaklub viel Geld für neue Spieler in die Hand, tauscht auch Personal im Management oder Trainerstab aus, um endlich, denn davon träumen insgeheim alle, wieder oben um die internationalen Ränge mitzuspielen.
Seit mittlerweile sechs Jahren will dieser Plan aber einfach nicht aufgehen. Vor dieser Saison war es Profifußballdirektor Peter Knäbel, der seine Koffer nach nur anderthalb Jahren wieder packen musste. Inhaltliche Differenzen über die sportlichen Ausrichtung sollen den Ausschlag gegeben haben, begründete der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer diesen Schritt, der Knäbels Aufgabenbereich, die Zusammenstellung des Kaders, selbst übernahm.
Das Ziel: Junge, entwicklungsfähige und vor allem schnelle Spieler verpflichten. Das ist Beiersdorfer gelungen. Für knapp 25 Millionen Euro, die sich der HSV von Investor Klaus-Michael Kühne leiht, kamen der Stürmer Bobby Wood, der Stürmer Luca Waldschmidt, Torhüter Christian Mathena, der Rechtsaußen Bakery Jatta, Linksaußen Filip Kostic und Spielmacher Alen Halilovic – keiner älter als 24 Jahre.
Besonders die beiden Letztgenannten haben in Hamburg einen Hype wie nach der Rückkehr von Rafael van der Vaart vier Jahre zuvor ausgelöst. Gleichzeitig sind die Erwartungen an den HSV merklich gestiegen. Nach einem ordentlichen zehnten Platz in der letzten Saison wollen die Hamburger nun „während der gesamten Saison im gesicherten Mittelfeld stehen, vielleicht schon mit Tuchfühlung nach oben“, sagt Beiersdorfer. Die Fans sehen es ähnlich. Vielleicht gelingt es mit dieser Mannschaft sogar das Hertha BSC der neuen Saison zu werden, also das Überraschungsteam der Liga.
Zu erahnen ist eine solche Entwicklung auf dem Platz allerdings nicht. Im DFB-Pokal mühte sich der HSV gegen den Drittligisten FSV Zwickau ab, gewann am Ende glücklich 1:0 und steht immerhin in der zweiten Runde. Den Auftakt in die neue Bundesligaspielzeit hat das Team von Bruno Labbadia zwar ebenfalls nicht völlig vergeigt – am Ende stand es vor 50.107 Zuschauern im Volksparkstadion 1:1 gegen den FC Ingolstadt –, trotzdem hinterließ der Auftritt viele enttäuschte und ebenso viele ratlose Gesichter auf den Tribünen. Eine Weiterentwicklung ist nämlich nicht zu erkennen.
Das Tor von Bobby Wood, übrigens der einzige Hamburger Schuss aufs Tor während der gesamten Partie, entstand nach einem langen Abschlag von Torwart Rene Adler, den der Ingolstädter Marvin Matip nicht konsequent zu klären vermochte. Mehr Offensive war an diesem Nachmittag nicht zu sehen. Mal wieder nicht. Die Reaktion der Fans: Pfiffe. Am ersten Spieltag. Daniel Jovanov
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen