: Italien gedenkt der Opfer und fragt nach Gründen des Leids
Italien Zahl der Toten liegt bei fast 300. Medien vermuten Baupfusch beim Einsturz der Gebäude
Staatschef Mattarella hatte am Morgen das Bergdorf Amatrice besucht. Allein dort waren bei dem Beben vom Mittwoch mindestens 230 Menschen ums Leben gekommen. Die Rettungskräfte begannen am Samstag damit, mit Baggern die Trümmer abzutragen – ein trauriges Zeichen dafür, dass sie drei Tage nach dem Beben nicht mehr mit Überlebenden rechneten.
Die Zahl der registrierten Toten stieg nach Angaben des Zivilschutzes auf 291, nachdem in Amatrice sechs weitere Leichen geborgen wurden und ein Verletzter starb. Fast 400 Menschen wurden seit Mittwoch mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Etwa 2.500 Menschen wurden durch das Beben obdachlos. Sie müssen in einem der 49 Zeltlager oder in Notaufnahmezentren ausharren. Viele Betroffene fragen sich, wie und wann der Wiederaufbau vor sich gehen wird und ob sie bis zum Winter ein Dach über den Kopf haben werden.
Die Justiz treibt die Ermittlungen darüber voran, wie es zu derart vielen Toten in einer Region kommen konnte, die offiziell als Erdbebenrisikogebiet ausgewiesen ist. Die Untersuchungen sollen mit den öffentlichen Gebäuden in Amatrice beginnen: die erst 2012 für viel Geld renovierte Schule, das Krankenhaus, die Kaserne, das Theater. Ermittelt wird wegen fahrlässiger Tötung und „Verursachung einer Katastrophe“.
In den Medien gab es Diskussionen über Pfusch am Bau, über Bauarbeiten ohne Genehmigung und Schummeleien bei der Bauabnahme. Eine dreistöckige Villa in Amatrice sei beispielsweise augenscheinlich in „Billigbauweise“ erstellt worden – „mit mehr Sand als Zement“.
Das Erdbeben der Stärke 6,0 bis 6,2 hatte Mittelitalien am frühen Mittwochmorgen erschüttert und die meisten Menschen im Schlaf überrascht. Seitdem gab es mehr als 1.800 Nachbeben, mehrere davon mit der Stärke 4 oder 5. Die Arbeit der Rettungs- und Bergungskräfte wird dadurch erschwert.
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