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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Es gibt Versionen von Weihnachtsliedern, die einen für die „klassische“ Darbringung für immer verloren machen. Mahalia Jacksons „Silent Night“ ist so eine (deeper geht es nicht). Und Vince Guaraldis „O Tannenbaum“. Zu hören ist sie auf dem Soundtrack des CBS-TV-Specials A Charlie Brown Christmas von 1965. Und es ist Jazz. Die erste Strophe des Liedes wird ganz konventionell einmal am Piano durchgespielt, dann setzen Bass und Schlagzeug ein, und los geht die gut abgehangene Combo-Jazz-Improvisation. Laut Linernotes wurden mit diesem Soundtrack Millionen von Kids zu wahrhaftigen Jazz-Lovern, ohne es zu merken. Gesangsfixierte Kinder bemängeln, dass es eine Instrumentalversion ist, für andere wiederum ist gerade das so schön. Der inzwischen viel gecoverte Standard „Christmas Time ist Here“ ist für beide Fraktionen abrufbar: Einmal in der Instrumentalversion und einmal von einem Kinderchor gesungen. Dem jüngst geremasterten Soundtrack wurden jahreszeitenübergreifende Bonustracks wie „Greensleeves“ oder das „Thanksgiving Theme“ hinzugefügt (Concord Music Group).

Mal ehrlich, man kennt das von sich selbst: Erscheint etwas zu billig, kann das ja nix Rechtes sein, ganz zu schweigen von Dingen, die es umsonst gibt: Da muss es doch einen Haken geben? Genau mit dieser absurden Gemengelage operiert der österreichische Autor Michael Rohrer in seinem entzückenden Kinderbuch „Zu verschenken“. Die Familie Josef poliert und möbelt Dinge, die andere weggeworfen haben, wieder so auf, dass sie wie neu aussehen. Und dann verschenkt sie sie. Das macht sie verdächtig. Doch bald macht ihr Beispiel Schule, und die ganze Stadt fängt an, Sachen, die nicht mehr benötigt werden, herzuschenken und zu tauschen. Plötzlich sind alle fröhlich und zufrieden. Ziemlich arges Hippiegedöns, könnte man meinen, ist aber ein zum Nachdenken anregendes Statement über Freigebigkeit und den wahren Wert von Dingen. Die sich vor Hannah Höch verbeugenden collagierten Zeichnungen erfreuen Augen, Hirn und Herz (Picus Verlag, 14,90 Euro).

Und die Weihnachtsaufführung dieses Wochenendes findet im Milchsalon des Roten Salons der Volksbühne statt. Dorthin kommt Kinderliedermacher Robert Metcalf am Sonntag um 15 Uhr mit seinem musikalischen Märchen „Veronika und der Weihnachtsmann“. Veronika mag nicht singen und wünscht sich einen kürzeren Namen, doch der Weihnachtsmann zickt rum, und dann kommt alles ganz anders, irgendwie besser (ab 4 Jahre, 8/10 Euro).

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