: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Eines der großen Spätwerke von Yasujiro Ozu ist „Akibiyori“ (1960), in dem in einer eher heiteren Familiengeschichte einmal mehr die Abnabelung der Kinder von ihren Eltern beleuchtet. In „Akibiyori“ ist es eine Gruppe männlicher Freunde, die mit gut gemeinten Aktionen zwischen der Witwe Akiko (Setsuko Hara) und der bei ihr lebenden Tochter Ayako Verwirrung stiftet: Sie suchen nach potenziellen Ehemännern für die beiden Frauen – denn die Tochter weigert sich, die Mutter allein zu lassen. Nur gehen die Herren nicht gerade offen ans Werk: Akiko weiß gar nichts von der Bräutigamschau ihrer Freunde, die Ayako mächtig gegen sie aufbringt, weil sie diese als Untreue gegenüber dem verstorbenen Vater betrachtet. Interessanterweise sind die jungen Leute in Ozus Filmen oft konservativer als die Vertreter der älteren Generation, die sich mit einer veränderten Gesellschaft viel schneller abfinden. Da Ozus Filme jedoch immer um Ausgleich bemüht sind, wird sich auch in dieser mit selbstverständlicher Gelassenheit gefilmten Geschichte alles wieder einrenken (OmU, 25. & 30. 8., je 20 Uhr, Arsenal 1).
Die Magical History Tour des Arsenals widmet sich immer noch den Geistergeschichten des Kinos, zu denen in gewissem Sinn auch Vincente Minnellis Musical „Brigadoon“ (1954) gehört: Immerhin tritt das Dorf, das Gene Kelly und Van Johnson bei einem Jagdausflug im schottischen Hochland entdecken, nur alle hundert Jahre für einen Tag aus einem mysteriösen Nebel hervor. Mit Spuk im klassischen Sinn hat die Geschichte aber nichts zu tun, eher schon mit romantischer Fantasie: Denn Gene Kelly verliebt sich in eine der Bewohnerinnen (Cyd Charisse), was zwangsläufig einige Probleme mit sich bringt. Ein wunderbares CinemaScope-Musical mit tollen Tanzsequenzen und einer faszinierenden Künstlichkeit: Das schottische Hochland samt pittoreskem Wunderort entstand als Studiokulisse in den „Soundstages“ von MGM (OF, 28. & 31. 8., je 19. 30 Uhr, Arsenal 2).
Einer der großen Filme des vergangenen Jahres war ein universeller Film über die Liebe: Todd Haynes’ „Carol“, die melodramatische Verfilmung von Patricia Highsmiths Roman „The Price of Salt“ um die lesbische Beziehung zwischen der eleganten Carol (Cate Blanchett) und der jungen Verkäuferin Therese (Rooney Mara) in den frühen 1950er Jahren. Während sich Carol ihrer Veranlagung sicher ist, besteht Thereses Welt noch vorwiegend aus Fragezeichen, die Haynes seinerseits in viele kleine, oftmals uneindeutige Gesten und Blicke übersetzt (OmU, 30. 8., 20.30 Uhr, Freiluftkino Hasenheide).
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