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AntiquarischEinsehen, wenn man verloren hat

Und dann war da im Buchreport noch das Interview, das uns rührte. In ruhigen, unweinerlichen Sätzen erläuterte der Antiquar Albert Sellner, warum sein auf die Buchreihe Die Andere Bibliothek spezialisiertes Online-Antiquariat nun schließen musste. Der Grund in dürren Worten: „Die regelmäßige notwendige Anpassung an die Marktlage hat den Durchschnittspreis von etwa 19 Euro im Jahr 2007 auf aktuell 6 Euro pro bestelltem Buch gesenkt.“ Rührend dann die Antwort auf die Frage, ob er die Gründung des Antiquariats bereut habe. Sellner: „Zunächst nicht, weil es ein Befreiungsgefühl war, wie es manche haben mögen, die aus Unternehmens- oder Staatsbürokratien aussteigen, um dann Bauer oder Kunstschreiner zu werden. Aber seit 2008 begann der Zweifel an der Entscheidung zu nagen. Nun ist es zu spät. Man muss auch einsehen, wenn man verloren hat.“ Vielleicht wird man, in zwanzig Jahren oder so, ja mal den Nachgeborenen erklären müssen, was eigentlich einmal Bücher waren. Dieses Interview kann man sich dafür gut aufheben. Dass Bücher als Gegenstände einmal mit Befreiung in Verbindung gebracht worden sind – kann ja gut sein, dass man das bis dahin vergessen haben wird.

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