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BSR wünscht sich was

MÜLLDie Stadtreinigung verhandelt über zweite Verbrennungsanlage in Brandenburg

Nicht länger nur in Ruhleben auf Berliner Stadtgebiet, sondern künftig auch in einer zweiten eigenen Anlage in Brandenburg will die Berliner Stadtreinigung (BSR) Restmüll verbrennen. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte der taz, dass die BSR mit dem Energiekonzern Vattenfall über eine Verbrennungsanlage in Rüdersdorf verhandelt, knapp 18 Kilometer östlich der Landesgrenze.

Dagegen formiert sich breit gefächerter Widerstand. Zu erwarten war, dass die Grünen in Person von Fraktionschefin und Spitzenkandidatin Ramona Pop mehr Transparenz und eine breitere Diskussion darüber von dem landeseigenen Unternehmen fordern. Überraschender ist, dass sich am Dienstag auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus kritisch zum Kaufwunsch der BSR äußerten. „Berlin braucht nicht mehr Verbrennung, sondern eine klare Strategie für Abfallvermeidung und Wiederverwertung“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder.

Ähnlich ablehnend äußerte sich der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Danny Freymark: „Die Absicht, in eine weitere Müllverbrennungsanlage zu investieren, ist für uns weder aus betriebswirtschaftlicher noch aus ökologischer Sicht nachvollziehbar.“ Mit der sanierten Verbrennungsanlage in Ruhleben im Berliner Westen verfüge die BSR über ausreichende Kapazitäten. Ziel sei zudem, anstelle von Verbrennung auf Abfallvermeidung und Recycling zu setzen. Die Rüdersdorfer Anlage kann mit 250.000 Tonnen etwa jährlich halb so viel Müll verbrennen und in Strom umwandeln wie der Standort Ruhleben.

BSR-Sprecherin Sabine Thümler mochte dem Hinweis von CDU-Mann Freymark auf ausreichende Kapazitäten auch gar nicht widersprechen. „Zum heutigen Zeitpunkt reicht die Anlage und auch noch die nächsten Jahre – aber die Stadt wächst“, sagte Thümler der taz. Rüdersdorf von Vattenfall zu übernehmen wäre nach ihrer Darstellung eine perspektivische Entscheidung: Es sei die einzige Anlage in von den An- und Abfahrtswegen her sinnvoller Entfernung – wenn die nun zum Verkauf stehe, müsse man das zumindest mal diskutieren.

Stefan Alberti

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