Erst Dieselskandal, jetzt Ärger mit Sitzbezügen

Verkehr Wegen eines Streits mit einem Zulieferer droht Zehntausenden VW-Mitarbeitern Kurzarbeit

Der Fall zeigt, welche Auswirkungen ein Lieferstopp hat

HAMBURG/WOLFSBURG dpa/rtr/taz | Der Streit mit einem Lieferanten wächst sich für Volkswagen zu einem Desaster aus. Weil ein Zulieferer keine Teile mehr an die Bänder liefert, muss der vom Abgasskandal schwer erschütterte Wolfsburger Konzern insgesamt mehr als 20.000 Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken.

Bis Redaktionsschluss war darüber noch keine offizielle Entscheidung in der Konzernzen­trale in Wolfsburg gefallen. Allerdings meldeten sowohl dpa als auch Reuters übereinstimmend mit Verweis auf Konzernkreise entsprechende Zahlen. Die Planungen für die Maßnahmen laufen demnach auf Hochtouren. Beantragen müsste VW die Kurzarbeit bei der jeweils für den Standort zuständigen Arbeitsagentur.

Betroffen von der möglichen Ausweitung der Kurzarbeit seien 10.000 Mitarbeiter in Wolfsburg, dazu kommen die Werke Kassel und Zwickau. In Emden hat VW bereits für 7.200 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. Die muss VW bei der jeweils für den Standort zuständigen Arbeitsagentur beantragen.

Der Fall zeigt nach Ansicht von Experten, welche verheerenden Auswirkungen ein Lieferstopp auf die komplexen Produktionsabläufe bei Autobauern haben kann, bei denen Lieferanten direkt an die Bänder liefern. Wenn ein Teil fehlt, weil ein Lieferant ausfällt oder sich sperrt, gerät die ganze Produktion ins Stocken. Bei VW sind es fehlende Sitzbezüge und Getriebegehäuse, die die Wolfsburger von den Prevent-Töchtern Car Trim und ES Automobilguss beziehen.

Car Trim aus dem sächsischen Plauen schickt schon seit einiger Zeit keine Sitzbezüge mehr an die VW-Tochter Sitech, die dann die Autositze für VW-Modelle fertigt. Deshalb meldete VW für einen Großteil der Belegschaft in Emden Kurzarbeit an. In dem VW-Werk mit insgesamt gut 9.000 Beschäftigten läuft das Mittelklassemodell Passat vom Band.