LeserInnenbriefe
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Genauso kenne ich es auch

betr.: „Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle“, taz vom 13./14. 8. 16

Ich möchte mich herzlich für Ihren Artikel zum Thema Angststörung bedanken. Es ist der beste Presseartikel, den ich bisher über diese Krankheit gelesen habe. Sie haben den Mut bewiesen, nicht nur andere Betroffene in Form von Interviews zu Wort kommen zu lassen beziehungsweise Expertinnen/Experten zu befragen, sondern aus eigener Erfahrung (unter Nennung Ihres Namens) als Genesende über dieses Thema zu schreiben. Da ich selbst auch Genesender einer generalisierten Angststörung bin, kann ich nur sagen: Sie haben es sehr gut beschrieben! Genau so kenne ich es auch.

Zum Thema Genesung möchte ich ergänzen: Auch mir hat Yoga sehr geholfen. Ich habe – nach einem verhaltenstherapeutischen Klinikaufenthalt – selbstständig mit dem MBSR-Programm („Mindfulness-Based Stress Reduction“ nach John Kabat-Zinn) angefangen und dies seitdem konsequent täglich praktiziert. Es ist dies eine Kombination aus täglichen Yoga-, Körperwahrnehmungs- und Meditationsübungen, die seit einiger Zeit auch verstärkt in deutschen psychosomatischen Kliniken zur Behandlung von Angststörungen und Depressionen zum Einsatz kommt. MBSR hat mir langfristig mehr geholfen als die verhaltenstherapeutischen Ansätze. Kurzfristig war aber auch die Verhaltenstherapie sinnvoll und wirksam. Axel Zietz, Hamburg

Berechtigte Kritik

betr.: „Provokateurin statt Kanzlerin“, taz vom 15. 8. 16

Es bleibt völlig außer Acht, dass der Staat Israel sich laufend über das Völkerrecht hinwegsetzt. Jegliche Kritik dazu wird als antisemitisch abgelehnt, ob es ein Beschluss der UNO oder eine Verlautbarung des Ökumenischen Rates der Kirchen oder sonst wer ist, der die Existenz des Staates Israel nicht anzweifelt, wohl aber seine Politik kritisiert. Das ist nicht Antisemitismus, sondern Sorge um die Zukunft des Staates.

Die Ausführungen über die Kampagne Boykott, Divestment and Sanctions (BDS) sind einfach unwahr. BDS richtet sich nicht gegen das Judentum. Es ist ein durch das Völkerrecht gedeckter Versuch, die palästinensische Wirtschaft vor der Ausbeutung durch Israel zu schützen. Israel beutet die Bodenschätze und überhaupt Ressourcen palästinensischen Landes zum eigenen Nutzen aus. BDS verlangt daher die Kennzeichnung dieser in dem besetzten Land für den Export produzierten Waren. Das ist sogar das Verlangen der EU. Israel lehnt das jedoch energisch ab als ungerechtfertigte Einmischung in innere Angelegenheiten. Also ein weiteres Beispiel für die Missachtung der Europäischen Union. Ich erwarte, dass die Bemühungen der Palästinenser in ihrem Kampf gegen die nun fast 50-jährige Besetzung des Landes und das Leiden darunter dargestellt und gewürdigt werden.

Gottfried Brandstäter, Hamburg

Krieg wird zum Spiel

betr.: Bundeswehranzeige in der taz.am wochenende

Eine große Werbeanzeige der Bundeswehr prangt mir entgegen. Und als wäre dies an sich nicht genug, war die übliche militaristische Rhetorik auch noch gesteigert durch die Verkreuzung von militärischem und sportlichem Kampf: „Wir gratulieren unserer Sportsoldatin Stabsunteroffizierin XY zur Goldmedaille im Rudern“ sowie „Jeden Tag bildet die Bundeswehr 260.000 Menschen darin aus, Vorbild zu sein“.

Es ist mir schleierhaft und ich finde es menschenfeindlich in jeder Hinsicht, wie man Menschen, die es freiwillig zu ihrem Beruf gemacht haben, im Zweifelsfall ihre Mitmenschen zu töten, als Vorbilder bezeichnen kann. Das liegt nicht bei Ihnen von der taz, sondern bei der Bundeswehr. Was bei Ihnen liegt, ist, militaristische und deutschtümelnde Anzeigen in ihrem dem Selbstverständnis nach „linken“ Blatt nicht abzudrucken. Wenn der Wettbewerb um Medaillen mit dem Kampf um Orden in einen Zusammenhang gestellt wird, wird Krieg zum Spiel. Es kann nicht sein, dass sich die taz auf der einen Seite über das Deutschtum der Nazis im Nachbarort echauffiert und auf der nächsten Seite dieselben Topoi positiv gewendet bedient und reproduziert. Johanna Heisig, Stuttgart

Werben fürs Sterben

betr.: Bundeswehranzeige in der taz.am wochenende

Bundeswehr als gut bezahlter Arbeitsplatz, als Karrierechance, als Ausbilder für Vorbilder. Das die Bundeswehr ebenso für tote Zivilisten, Krieg, Brutalität und wirtschaftliche Interessen steht, wird dabei wie immer verschleiert.

Werben fürs Sterben, macht schlechte Laune beim morgendlichen taz Lesen. Judith Tietel,Göttingen

Mehr Toleranz

betr.: „Der Botschafter als Kasper“, taz vom 15. 8. 16

Es wäre schön, wenn der getänzelte und grimassierte Auftritt des Christoph Harting toleriert werden würde. Für die einen mag er respektlos gewesen sein, die anderen nehmen es gelassener hin.

Ebenso schön wäre es, man würde einen solchen Auftritt eines Spitzensportlers mit einem Migrationshintergrund auf eine ähnliche Art tolerieren, ignorieren oder gelassen hinnehmen. Denn viele Individuen neigen selbst dazu, aus anderen Menschen eine Masse zu machen. Wehe ein bestimmter Profisportler mit fremden Wurzeln singt etwa die Nationalhymne nicht mit. Dann wird sofort eine Grundsatzdiskussion entfacht, das Verhalten auf seinen kulturellen Hintergrund und nicht auf seine Persönlichkeit zurückgeführt. SAAD FIDAOUI, Buchholz