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Sieg über die Seuche muss warten

Nigeria Polio entdeckt

BERLIN taz | Die in letzter Zeit weit fortgeschrittenen Bemühungen, Polio weltweit auszurotten, haben wieder einen Rückschlag erlitten. Nigerias Regierung und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigten am späten Donnerstag die ersten neuen Polio-Fälle in Nigeria seit zwei Jahren. Zwei mit einem wilden Polio-Virus infizierte und von Lähmungserscheinungen betroffene Kinder seien in der nordostnigerianischen Provinz Borno entdeckt worden, hieß es.

Kinderlähmung (Poliomyelitis) ist eine ansteckende Virus-Erkrankung. Sie wird hauptsächlich durch Fäkalien übertragen. Eine von 200 Infektionen führt laut WHO zu dauerhaften Lähmungen. Von diesen Erkrankten sterben 5 bis 10 Prozent, weil die Atemmuskeln betroffen sind. Eine spezielle Therapie gibt es nicht, Prävention durch Impfung ist aber einfach – außer in Gebieten, wo bewaffnete Islamiten Polio-Impfteams als unislamisch jagen.

Dazu gehören die pakistanisch-afghanischen Grenzgebiete mit Taliban-Präsenz und auch der Norden Nigerias, wo Boko Haram aktiv sind. Die neuen Fälle wurden in einer Gegend entdeckt, aus der Boko Haram erst vor Kurzem vertrieben wurde. Nigerias Regierung plant jetzt große neue Impfkampagnen. „Wir werden nicht aufhören, bis wir jedes Kind mit Polio-Impfung erreicht haben“, sagte das UN-Kinderhilfswerk Unicef.

Noch im Jahr 1988 waren weltweit 350.000 Menschen in 125 Ländern an Polio erkrankt. Internationale Bemühungen, die Seuche auszurotten, sind fast überall auf der Welt erfolgreich gewesen. Im Jahr 2015 erkrankten nur noch 74 Menschen in zwei Ländern: Afghanistan und Pakistan. Nigeria wurde im September 2015 als letztes afrikanisches Land für poliofrei erklärt. D. J. (mit dpa)

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