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Nur Vorwand

PressEfreiheit Journalist droht Ausweisungnach Turkmenistan

Chary Annamuradov, ein aus Turkmenistan stammender schwedischer Journalist, ist im Juli auf dem Flughafen der weißrussischen Hauptstadt Minsk verhaftet worden. Dies wurde am Freitag bekannt. Ihm droht die Auslieferung an Turkmenis­tan, wo er bereits früher inhaftiert war und gefoltert wurde.

Laut Reporter ohne Grenzen erfolgte seine Festnahme in Minsk aufgrund eines turkmenischen Haftbefehls. Annamuradov hatte 2002 in Schweden politisches Asyl erhalten. Mittlerweile besitzt er einen schwedischen und einen russischen Pass. Mit dem russischen war er nach Weißrussland eingereist, um sich die Visaprozedur zu ersparen. Da Weißrussland seine doppelte Staatsbürgerschaft aber nicht anerkannte, weigern sich, schwedischen Medieninformationen zufolge, die dortigen Behörden, ihn als Schweden zu behandeln. Als Russe müsse er aber jeden Tag mit seiner Überstellung an Turkmenistan rechnen.

Annamuradov wird Betrug vorgeworfen. „Das ist zweifelsfrei ein Vorwand“, sagt Jonathan Lundqvist, Vorsitzender der schwedischen Sektion von Reporter ohne Grenzen. Annamuradov hatte in den 1990er Jahren als Afghanistankorrespondent der russischen Nesavisimaja gaseta gearbeitet. Er hatte dabei Verbindungen zwischen turkmenischen Diplomaten und den Taliban aufgedeckt, über Einzelheiten des Drogenhandels und Korruptionsaffären in Turkmenistan berichtet. 1997 war er unter anderem aufgrund von Betrug- und Drogenbesitz-Vorwürfen zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, aber nach drei Jahren begnadigt worden. Im Gefängnis und bei einer erneuten Verhaftung 2000 war er mehrfach gefoltert worden.

„Kein Journalist darf nach Turkmenistan ausgeliefert werden“, betont Lundqvist: „Dort hat man keinerlei Respekt vor unabhängigem Journalismus.“ Das Land liegt auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen auf Platz 178 von 180 Ländern – nur gefolgt von Eritrea und Nordkorea.

Reinhard Wolff, Stockholm

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