OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Im Rahmen eines Anime-Festivals präsentiert das Babylon Mitte eine kleine Werkschau des japanischen Regisseurs Mamoru Hosada, dessen ebenso intelligente wie unterhaltsame Filme mit differenzierter Figurencharakterisierung bestechen. Neben seinem jüngsten Werk „Der Junge und das Biest“ (2015), der als Deutschland-Premiere zu sehen sein wird, umfasst die Reihe drei Filme aus den letzten zehn Jahren: Die melancholische Coming-of-Age-Story „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ (2006) erzählt von einer ungeschickten 17-jährigen Schülerin, die, ausgestattet mit neuen Zeitreisefähigkeiten, durch kleine Zeitsprünge ihre Peinlichkeiten ungeschehen machen will. Erst spät bemerkt sie, dass ihr Eingreifen in den Zeitablauf für Freunde und Mitschüler böse Folgen haben kann. Die Mitte der 1960er Jahre veröffentlichte literarische Vorlage von Yasutaka Tsutsui gehört in Japan zu den Klassikern der Jugendliteratur (7. 8., 14.15 Uhr).

In der fantasievollen Komödie „Summer Wars“ (2009) machen Hosada und seine langjährige Drehbuchautorin Sakoto Okudera einen amüsanten Abstecher in eine virtuelle Welt namens „Oz“, in der ein Killer-Avatar die Accounts anderer Nutzer stiehlt und dabei eine gewaltige Verwirrung stiftet, die auch Auswirkungen auf die reale Welt hat. Also müssen die Oberschülerin Natsuki, ihre große Familie sowie ihr mathematikbegabter Freund Kenji den Kampf aufnehmen (8. 8., 19.30 Uhr).

Die von Hodada immer wieder gestellte Frage, wie sich Menschen auf ihre eigenen, individuell unterschiedlichen Stärken besinnen können, steht auch im Mittelpunkt der Wolfskindergeschichte „Ame & Yuki“ (2012): Der Verbindung der Studentin Hana mit einem Wolfsmann entsprungen, entwickeln sich Sohn und Tochter, die sich beliebig in einen Wolf verwandeln können, in verschiedene Richtungen. Der bedächtig erzählende Film zeigt die Möglichkeiten, mit Zivilisation umzugehen und sich der Natur anzunähern: von Bio-Landwirtschaft bis zur totalen Verwilderung (4. 8., 17.45 Uhr; 7. 8., 18.30 Uhr).

Einen bösen Blick auf die amerikanische Provinz wirft Douglas Sirk in „All That Heaven Allows“ (1955): Weil sich eine Witwe (Jane Wyman) in ihren einige Jahre jüngeren Gärtner (Rock Hudson) verliebt, stürzt ein nahezu tödliches Gemisch aus Vorurteilen, Gedankenlosigkeit und Selbstvorwürfen auf sie ein. Besonders widerwärtig sind ihre erwachsenen Kinder, die mit allen Mitteln die neue Liebe hintertreiben, um ihr dann einen Fernseher zu schenken – damit sie nicht so allein ist. Intelligent und voll von grausamem Humor: typisch Sirk (6. 8., 20 Uhr, Zeughauskino).