Elena Wolf langweilt die Schwaben-Asylpolitik der Partei „Die Partei“: Alter Trollinger in neuen Schläuchen
Okay, „Hier könnte ein Nazi hängen“ ist lustig. Das Wahlplakat der Spaßbrüder von Die Partei sorgt seit Kurzem für mächtig Aufregung in der Stadt. Demnächst könnten dort jedoch Schwaben hängen – des [sic!] gibt Ärger.
Ein Blick auf die Asylpolitik im aktuellen Wahlprogramm der Sonneborn’schen Satirepartei aus dem Titanic-Umfeld macht nämlich klar, dass die Spätzlesfresser bitte schön in ihrem Herkunftsland bleiben sollen: „Das Leid in der Welt ist bekanntermaßen äußerst umfangreich. […] Die Partei steht geschlossen hinter der abstrusen Forderung Wolfgang Thierses, ein Zuzugsverbot für Schwaben durchzusetzen.“ Dabei schien der Berliner Schwabenstreit, den Zickenbart und Exbundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse Anfang 2013 im Prenzlauer Berg auslöste, längst geschlichtet.
Zwischenzeitlich gab’s in Kreuzberg Integrationsmaßnahmen bei gemeinsamen Friedensessen mit Linsen und Spätzle. Thierse durfte nach einem Veto schmollender CDU- und FDPler dann doch im Stuttgarter Landesparlament eine Festrede zum 25. Jahrestag des Mauerfalls halten. Als der VfB Stuttgart (damals noch 1. Liga) im Juni 2013 mal wieder gegen Bayern München ranmusste, drückte der Berliner Wutbürger den Schwaben sogar versöhnlich die Daumen in der Stuttgarter Zeitung.
Sich bei Anti-Spätzle-Propaganda also auf den versöhnten Sozialdemokraten zu beziehen ist fies. Doch der Berliner Landesvorsitzende der Partei kennt keine Gnade. Der Groll auf die vielen Prenzelberg-Maultaschen sei unterschwellig immer noch da. „Erst verwandeln sie sich in Anwohner, dann werden sie unerträglich“, erklärt Riza A. Cörtlen. Da helfe nur eine Rückkehrprämie in Höhe von drei Monatsgehältern – denn „der Schwabe liebt Geld“, so Cörtlen weiter.
Wie Die Partei die Prämie finanzieren will, steht auch schon fest: 12 Prozent Aufschlag auf Eintritte in Nachtclubs wie das Berghain oder das Watergate. Außerdem soll neuen Flüchtlingen diesseits des Schorle-Äquators mittels Kurtaxe für Touris vorgebeugt werden. Foto: imago
Bevor demnächst ein Parteimitglied Beatrix-von-Storch-mäßig von der Maus abrutscht und Waffeneinsatz gegen Südländer befürwortet, sei angemerkt: Ohne diese wäre die Berliner Club-Szene ziemlich Achtziger – diese These feierte die Stuttgarter Zeitung jüngst in einer Geschichte über die „Spätzleconnection unter der Discokugel“ ab.
Alter Trollinger in neuen Schläuchen. Statt den Thierse-Gate wieder aufzuwärmen, sollten BerlinerInnen wie Schwaben ihre Pöbelkräfte besser vereinen und gegen Rechte richten. Kommt besser. Ist auch lustiger.
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