: Bremer, verzeiht ihm
Er ist noch im Amt, doch den Parlamentariern sagte Bürgermeister Henning Scherf (SPD) gestern schon tschüß
bremen taz ■ Er wollte noch einmal das Wort an sie richten: Gestern Abend trat Henning Scherf (SPD) zum letzten Mal ans Rednerpult der Bürgerschaft. Das Parlament voll besetzt, nur die CDU-Senatoren fehlen. Vielleicht wollen sie Scherf nicht sehen, der sich unbedingt als Präsident des Senats verabschieden will.
Kurz und unaufgeregt spricht der scheidende Regierungschef und – bittet um Verzeihung: „Ich war manchmal anstrengend, auch unfair, dafür entschuldige ich mich“, sagt Scherf den Abgeordneten. Er fordert die Parlamentarier auf, weiter zu arbeiten, alle gemeinsam – versöhnliche Worte, die der Zuhörer von dem BremerInnen-Umarmer Scherf erwarten durfte. Dann: ein Gruß, ein paar Blumen, Umarmungen und ein Winken in die Runde der stehend applaudierenden Abgeordneten. Das war’s.
Scherf wird seine Abschiedstournee noch bis Ende nächster Woche fortsetzen, dann fährt er in den Urlaub. Dort wird er vermutlich auch noch an seinem 67. Geburtstag am 31. Oktober sein. An diesem Tag könnte das Parlament zu einer Sondersitzung zusammentreten und Scherfs Nachfolger wählen. Bis zu diesem Tag wird Scherf die Amtsgeschäfte weiterführen, ist auch formal noch nicht zurückgetreten. Bremen wirkt nun ein wenig kopflos, nichts neues also.
T.: Müller / F.: Kosowska