Polizei spielt sich warm für die WM

Mit einer neuen Einsatzgruppe will die Polizei bei der Fußball-WM 2006 potenzielle Hooligans im Griff haben. Beamte sollen für Touristen Englisch lernen und auf Urlaub verzichten. Allerdings ist unklar, ob Berlin das bezahlen kann

Mit einer neuen Einheit will die Berliner Polizei gegen Hooligans bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vorgehen. „Bisher sind 85 Beamte dafür vorgesehen“, sagte gestern Polizeipräsident Dieter Glietsch.

Ab dem 1. November soll die Truppe unter der länglichen Bezeichnung „Besondere Aufbauorganisation Aufklärung Fußball-WM“, kurz BAO, anfangen zu arbeiten. Für die BAO werden keine neuen Beamten eingestellt, sondern Polizisten aus Einheiten gegen Hooligans und gegen Bandenkriminalität abgezogen. Diese sollen die Hool-Szene beobachten und Straftäter am besten schon verhaften oder mit Auflagen belegen, bevor die WM überhaupt begonnen hat. Über 9.000 gewaltbereite Fußballfans sind bundesweit bekannt, in Berlin sollen es um die 1.200 sein. Wie viele Fußballschläger aus anderen Ländern zu erwarten sind, konnte Glietsch nicht sagen. Dafür müsse man die Auslosung der Spielpaarungen am 9. Dezember in Leipzig abwarten.

Verantwortlich für den Polizeieinsatz während der WM wird Jürgen Kluge sein, der auch den letzten Einsatz am 1. Mai in Berlin geleitet hat. Obwohl die Polizei wegen des harten Vorgehens gegen mutmaßliche Hooligans in der Discothek „Jeton“ in der Kritik steht, warnte Klug gewalttätige Fußballfans: „Gewalttäter werden in Berlin immer mit einer harten Hand zu rechnen haben.“ Kluge sagte aber auch, Berlin solle „nicht einer Polizeifestung gleichen“. Ob es dazu kommen müsse, hänge vom Benehmen der Fans ab.

Neben den Hooligans will die Polizei auch auf Taschendiebstahl und WM-Ticketfälschung stärker achten. Dafür gibt es dann die Einsatzgruppe „Tasche“. Zudem sollen 600 Polizisten ihr Englisch aufpolieren, um sich mit den Touristen verständigen können, außerdem soll ihnen – mit speziellen Lehrgängen – „interkulturelle Kompetenz“ beigebracht werden. Damit zur WM alle Beamten auf Posten sind, gibt es zu dieser Zeit eine Urlaubssperre. Da auch in der Zeit vor dem großen Kick nicht weniger Grün auf den Straßen zu sehen sein soll, wird die Überbelastung während der WM laut Glietsch „zu Teilen finanziell abgegolten werden“.

Doch wer soll das bezahlen? Zwar ist nicht klar, wie viel der WM-Einsatz das Land kosten wird, doch die für 2006 bisher im Haushalt vorgesehenen knapp 23 Millionen Euro werden wohl nicht reichen. Die Grünen kritisieren, dass im Haushalt für 2006 etwa 10 Millionen Euro weniger für die Polizei eingeplant ist als 2004. „Wir verstehen nicht, warum beispielsweise weniger Geld für Beamte aus anderen Ländern vorgesehen ist“, sagt der grüne Sicherheitspolitiker Volker Ratzmann, „zur WM werden wir doch wohl mehr Unterstützung brauchen.“ Er sei als Grüner nicht für eine übermäßig bewaffnete Polizei. Aber die Beamten sollten auch keinen Frust aufbauen, der in kritischen Situationen eskaliere, sagte Ratzmann weiter.

„Berlin muss sparen und daher auch die Polizei“, entgegnet Martin Steltner, Sprecher von Innensenator Ehrhart Körting (SPD). „Aber wenn der finanzielle Bedarf größer sein sollte, als wir jetzt vermuten, muss eben nachgesteuert werden.“ In Sachen Sicherheit werde es bei der WM keine Abstriche geben.

DANIEL SCHULZ