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Bombenterror am Hauptstadtflughafen

SomaliaSpektakulärer Angriff der Shabaab-Islamisten auf Zentrale der afrikanischen Eingreiftruppe

BERLIN taz | Erneut haben die islamistischen Shabaab-Milizen in Somalia ihre Schlagkraft spektakulär unter Beweis gestellt. Sie griffen am Dienstagmorgen das Hauptquartier der afrikanischen Somalia-Eingreiftruppe Amisom am Flughafen der Hauptstadt Mogadischu an. Erst explodierte eine Autobombe, während Wachleute UN-Mitarbeiter in das Gelände eskortierten; dann versuchte ein Selbstmordattentäter, auf das Gelände vorzudringen, und wurde erschossen. Es starben nach somalischen Polizeiangaben „mindestens 13“ Menschen, zumeist Soldaten, nach Angaben der Shabaab sogar 27.

Die Amisom sprach von einem „sinnlosen“ Anschlag, aber das war er sicher nicht: Er traf das theoretisch am besten gesicherte Gelände Somalias und unterstrich damit die andauernde Schwäche der somalischen Übergangsregierung und der sie schützenden afrikanischen Truppe. Diese ist durch mangelnde Finanzierung und Unstimmigkeiten zwischen den Truppenstellern längst nicht so schlagkräftig, wie es ihre Stärke von rund 22.000 Mann vermuten lässt. Der Anschlag ist ein Willkommensgruß der Shabaab an den neuen Amisom-Oberkommandierenden, Generaloberst Osman Noor Soubagleh aus Dschibuti, der vor einer Woche sein Amt aufnahm.

Noor erklärte damals, seine Aufgabe sei die Umsetzung eines neuen Einsatzkonzepts, wonach Amisom vorrangig als Unterstützung der somalischen Regierungsarmee im Umfeld der für August und September geplanten Wahlen agiert. Aber diese Armee gibt es bisher nur in embryonärer Form, und an ordentliche Wahlen ist derzeit nicht zu denken. Medienberichten zufolge wird die Übergangsregierung, deren Mandat im August abläuft, noch diese Woche eine Verschiebung der Parlamentswahl auf November und der Präsidentschaftswahl auf Dezember vorschlagen.

Der Anschlag beschädigte auch das Terminal des Flughafens, wo gerade ein Flugzeug aus Nairobi gelandet war. „Uns begrüßten zwei laute Knalle und dann fiel das Glas des Flughafengebäudes auf uns herunter“, erzählte einer der ankommenden Passagiere. Alle weiteren Flüge wurden gestrichen.

Dominic Johnson

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